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News: Ein bizarres Wesen

Nach wie vor verbirgt die Tiefsee Kreaturen, von deren Existenz wir nicht einmal etwas ahnen. Jetzt haben Meeresbiologen hier wieder ein neues, noch namenloses Tier entdeckt: Ein bizarrer, bis zu sieben Meter langer Tintenfisch. Insbesondere mit seinen extram langen, aber hauchdünnen Armen wirkt er wie ein Wesen aus einer anderen Welt.
Tintenfisch
Langsam gleitet Alvin in die Tiefe. Auf 1940 Metern hat das Forschungs-Tauchboot sein Ziel erreicht. William Sager, Geologe von der Texas A&M University, will hier, am Grunde des Golfs von Mexiko, Ölquellen untersuchen. Doch plötzlich glaubt er seinen Augen nicht zu trauen. Ein bizarres Wesen mit dünnen, fast drei Meter langen Armen schwebt langsam über den Meeresboden – offensichtlich ein Tintenfisch. "Ich habe schon viele Tintenfische gesehen, aber so etwas wie diese Kreatur noch nie", erzählt er später von seiner Entdeckung. Schnell fotografiert und filmt Sager das merkwürdige Tier, bevor es in der Dunkelheit des Meeres verschwindet.

Zurückgekehrt suchte Sager nach jemanden, der ihm erklären konnte, was er dort am Grunde des Meeres gesehen hatte. Michael Vecchione vom National Museum of Natural History in Washington erkannte auf Sagers Fotografien das Tier sofort. Bereits 1988 sah die Besatzung des Tauchbootes Nautile den gleichen Tintenfisch im Atlantik in über 4700 Metern Tiefe zum ersten Mal. Seitdem ist die bis zu sieben Meter lange Art achtmal gesichtet worden – und zwar weltweit im Atlantischen, Pazifischen und Indischen Ozean.

Vecchione vermutet, dass der Tintenfisch zu der Familie Magnapinnidae gehört – eine Gruppe, die er 1998 erstmalig beschrieb. Bisher sind aus dieser Familie jedoch nur drei tote Exemplare, die nur wenige Zentimeter groß waren, gefunden worden. Charakteristisch für diese Tintenfische ist der ungewöhnlich lange Flossensaum, mit dem die Tiere sich fortbewegen. Auch die neu entdeckte Art gleitet mit Hilfe wellenförmiger Bewegungen seiner Flossen durch das Wasser. Am außergewöhnlichsten sind jedoch die zehn dünnen Arme, welche die Körperlänge des Tieres um das zehnfache übersteigen. Vermutlich nutzt der Tintenfisch diese Arme wie ein Spinnennetz, mit dem er das Wasser nach Beute durchsiebt.

Noch ist das Tier namenslos, denn einer Gefangennahme zur wissenschaftlichen Artbeschreibung entzog es sich bisher erfolgreich – obwohl es mit seiner weltweiten Verbreitung vermutlich gar nicht so selten vorkommt. "Die Tatsache, dass wir auch im Jahr 2001 immer noch neue, unbekannte Arten finden", betont Sager, "zeigt, wie wenig wir über die Tiefsee wissen."

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