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Der Sternenhimmel im Mai: Ein Blick auf Messiers Galaxien

Venus, Jupiter und Merkur bereiten ihre beste Sichtbarkeitsphase des ganzen Jahres vor, während weit außerhalb des Sonnensystems einige helle Galaxien auf Ihren Besuch warten.
Sternenhimmel
Der Sternenhimmel im Mai 2007 | Himmelsanblick in der ersten Mai-Hälfte gegen Mitternacht (MESZ), in der zweiten Monatshälfte gegen 23 Uhr MESZ.
Der Wonnemonat Mai präsentiert für Beobachter auf der nördlichen Halbkugel eine besondere Himmelssituation: Nach Einbruch der Dunkelheit ist das Band der Milchstraße im Wesentlichen unsichtbar, weil es entweder auf dem Horizont aufliegt oder sich darunter versteckt. So ist die Sternlandschaft hoch über unseren Köpfen karg und wir können mit unseren Geräten weit in den Raum jenseits der Milchstraße vordringen, um dort andere Galaxien ins Visier zu nehmen.

Ein schönes Beispiel ist die Sombrero-Galaxie M 104 im Süden der Jungfrau an der Grenze zum Raben, die wir von der Kante, als »edge-on«, sehen. Mit vierzig Millionen Lichtjahren Entfernung hat sie an unserem Himmel eine Ausdehnung von 8 × 3 Bogenminuten. Das kontrastreiche Exemplar 8. Größe lässt sich mit hohen Vergrößerungen problemlos beobachten. Drehen Sie einmal richtig auf, dann werden Sie erkennen, dass wir bei M 104 nicht exakt auf die Kante schauen. Eine Staubspur verläuft als Krempe des Sombreros gleich südlich des deutlich abgegrenzten Galaxienkerns und begrenzt sie entlang ihrer Südflanke. Der spitze Südrand und der dicke Bulge sind schon gut im Sechszöller erkennbar. Der äußere Halo läuft seidenweich aus.

Der Große Bär | Der Große Bär steht fern der Milchstraße, daher können wir hier tief ins Universum blicken.
Edge-on-Galaxien wie diese vermitteln uns einen Eindruck ungeheurer Tiefe, und der Sombrero erscheint besonders plastisch. Bei Face-on-Galaxien dagegen können Sie die Scheibe von oben sehen. Die interessanteste von ihnen ist sicherlich M 51, die Whirlpool-Galaxie, mindestens ebenso bekannt wie der Sombrero. M 51 liegt neben der Deichsel des Großen Wagens. Sie verzaubert auf zweierlei Weise: Fast jedes Teleskop lässt schon den kleineren Begleiter NGC 5195 auf Anhieb erkennen, und in einem qualitativ hochwertigen Acht-Zoll-Reflektor können Sie bei guter Sicht zusätzlich die Struktur der Spiralarme erahnen. Mit 8,4ter Größe scheint M 51 für eine Galaxie sehr hell – im Vergleich mit den beeindruckenden Fotos wirkt der 11 × 7 Bogenminuten große Nebel im Teleskop jedoch eher blass.

Planeten im Mai

Venus im Mai | Die Mondsichel am 17. zu erwischen, ist schon fast Hochleistungssport. Merkur dient in diesem Fall als Aufsuchhilfe, dreieinhalb Grad weiter links und ein bisschen höher.
Venus dürfen Sie nicht verpassen: Mit diesem Monat beginnt die beste Beobachtungsphase des ganzen Jahres. Bis zu ihrer größten Elongation von der Sonne sind es weniger als sechs Wochen. Um die Monatsmitte herum strahlt Venus prächtig mit – 4,2ter Größe unter Kastor und Pollux in den Zwillingen. Sie steht bei Sonnenuntergang halbhoch am Westhimmel, erst dreieinhalb Stunden später geht sie unter.

Das leicht gewölbte Planetenscheibchen überspannt 18 Bogensekunden und wird mit sinkendem Abstand zur Erde immer größer.

Saturn erwartet Sie im Löwen, ein ganzes Stück links oberhalb der Venus. Die Ringwelt 0,5ter Größe ist immer einen Blick wert und geht erst lange nach Mitternacht unter.

Merkur durchläuft seine obere Konjunktion am 3. Mai. Den Rest des Monats verbringt er damit, seine beste Abendsichtbarkeit des Jahres anzusteuern, auf die wir uns Anfang Juni freuen dürfen. Während der zweiten Monatshälfte finden Sie den winzigen Planeten weit unterhalb der Venus im Westnordwesten. Nehmen Sie ihn um den 28. Mai ins Visier, wenn sein fast acht Bogensekunden breites Scheibchen im Teleskop geformt ist wie der Mond im ersten Viertel. Er ist zwar deswegen von – 1. auf 0. Größe verblasst, doch hält er sich bei Sonnenuntergang rund zwanzig Grad über dem Horizont auf und bleibt noch fast zwei Stunden in Sicht. Mars löst sich im Wassermann schnell aus der Morgendämmerung, dabei sinkt seine Helligkeit bis zum Monatsende langsam auf 0,8te Größe.

Jupiter ist der helle Suchscheinwerfer im Südosten. Er geht mit –2,5ter Größe im Süden des Schlangenträgers ("Ophiuchus"«) auf, kurz nach Antares im Skorpion. Um die Monatsmitte ist das schon bald nach Einbruch der Nacht. Wie bei Venus fängt für Jupiter gerade die beste Beobachtungszeit des Jahres an; seine Opposition ist nur noch einen Monat hin. Das Scheibchen des Gasgiganten kommt auf 45 Bogensekunden. Das ist weit mehr als bei jedem anderen Planeten. Der Mond zieht an ihm in der ersten Woche vorbei. Interessanter ist da der Ein-Grad-Vorbeiflug am Stern Pi Scorpii am Morgen des 4. Mai.

Sucherkarte Vesta | Die Karte zeigt die Bewegung von Vesta am Himmel. Ihre retrograde Bewegung begann am 21. April. Ihre Helligkeit dürfte 5,3te Größe übersteigen, sie ist somit bei guten Bedingungen mit bloßem Auge zu sehen. Zum Vergleich ist Hipparcos 80793 markiert, dieser Stern hat 5,6te Größe.
Zudem lässt sich gerade der einstige Kleinplanet Vesta – inzwischen ein Asteroid – beobachten. Sie passiert gerade den sonnennächsten Punkt ihrer Bahn, wenn sie gleichzeitig der Erde am nächsten ist und erreicht oder übertrifft deshalb diesen Sommer die Helligkeit von 5,3ter Größe, die sie zuletzt 1989 hatte. Da dies regelmäßig der Fall ist, könnte man sich wundern, warum Vesta nicht schon in der Antike entdeckt wurde.

Die Abenddämmerung des 17. ist eine Herausforderung: Der Abstand des Monds von der Sonne beträgt lediglich 14 Grad und nur 1,5 Prozent der Scheibe sind als Sichel zu sehen. Merkur etwas weiter links hilft beim Suchen.

Planetenlauf im Mai 2007 | Die Monatspanoramen zeigen die Phasen und Positionen des Monds im Mai 2007. Die Pfeile kennzeichnen die Bewegungen von Sonne und Planeten von Monatsanfang bis -ende. Die untere Leiste gibt die ungefähre Ortszeit an, wenn der darüberliegende Bereich zur Monatsmitte im Süden steht.
Der Abend des 20. lockt mit der Bedeckung von Kappa Geminorum, einem Doppelstern 3,6ter Größe südlich von Pollux. Sie geht etwa um Viertel vor elf los und dauert 50 Minuten. Darauf folgt ein volles Programm. Nach einem Ein-Grad-Intermezzo mit M 44 im Krebs in der Nacht vom 21. auf den 22. folgt am Abend des 22. eine Saturnbedeckung, die allerdings kurz nach Sonnenuntergang beginnt. Ein Fall für Go-to-Teleskope! Das Wiederauftauchen rund 65 Minuten später ist aber gut zu sehen.

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