Sternentwicklung: Ein blinkender Doppelstern?
Rund 950 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Perseus befindet sich die Sternentstehungsregion IC 348. Dort wurde mit dem Weltraumteleskop Spitzer im Infraroten das Objekt LRLL 54361 entdeckt, in dessen Inneren sich ein oder zwei neue Sterne bilden. Das besondere an diesem Objekt ist, dass es alle 25,34 Tage seine infrarote Helligkeit innerhalb einer Woche auf rund das Zehnfache steigert. Entdeckt wurde dieses Verhalten von einem internationalen Forscherteam um James Muzerolle am Space Telescope Science Institute in Maryland mit den Weltraumteleskopen Spitzer und Hubble. Sie beobachteten die Sternentstehungsregion mit etwa 300 sehr junge Objekten im mittleren Infrarot. Es sind Protosterne, die sich noch auf dem Weg zum vollwertigen Stern befinden. Ihr Alter wird auf etwa 100 000 Jahre geschätzt.
Bei den Untersuchungen mit dem Weltraumteleskop Spitzer fiel dann das Objekt LRLL 54361 durch seine regelmäßigen und starken Helligkeitsschwankungen auf. Daraufhin beantragte das Team mehrmalige Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop Hubble, die im Dezember 2010 stattfanden. Die Bilder von Hubble zeigten bei einer Wellenlänge von 1,6 Mikrometern Details im Umfeld von LRLL 54361. Die Untersuchungen mit Hubble konnten die zuvor mit Spitzer ermittelte Periode der Helligkeitsschwankungen bestätigen. Die eigentliche Quelle der Helligkeitsausbrüche ist hinter einer dichten Scheibe aus Gas und Staub und einer Staubhülle verborgen und lässt sich auch mit dem Weltraumteleskop Hubble nicht direkt beobachten.
Die Forscher um Muzerolle vermuten, dass sich im Zentrum von LRLL 54361 ein enger Doppelstern befindet, der von einer gemeinsamen Staubscheibe umgeben ist. Allerdings können sie seine Existenz nicht direkt beweisen. Die Forscher vermuten, dass die Helligkeitsausbrüche ausgelöst werden, wenn größere Mengen an Materie aus der Scheibe auf den Doppelstern treffen. Das geschieht dann, wenn sich die beiden Partner bei ihren Umläufen um den gemeinsamen Schwerpunkt alle 25,34 Tage auf ihren stark elliptischen Bahnen besonders nahe kommen. Zwar hat der Doppelstern mit seiner Schwerkraft eine Lücke in der Scheibe geschaffen, jedoch stehen die beiden Sterne mit der Scheibe durch je einen Akkretionsstrom in Verbindung und sammeln durch diese immer noch Materie auf.
Diese Materie trifft besonders intensiv auf die Sterne auf, wenn sie sich nahe sind. Dabei erhitzt sie sich und leuchtet hell auf. Ihre Strahlung heizt wiederum den umgebenden Staub auf, der die absorbierte Strahlung dann – wie beobachtet – im mittleren Infrarot wieder abgibt. Die Bilddaten von Hubble enthüllen, dass die Staubhülle um LRLL 54361 zwei kegelförmige Hohlräume enthält, die sich oberhalb und unterhalb der dichten Staubscheibe erstrecken. Ihre Konturen lassen sich durch das an ihren Rändern gestreute Infrarotlicht erkennen. Sie entstanden vermutlich durch Gasstrahlen (Jets), die von den entstehenden Sternen im Zentrum ausgingen. Bei den Beobachtungen ließ sich verfolgen, wie sich das Licht der Ausbrüche vom Zentrum weg bewegt. Es erreicht uns als Lichtecho an den Wänden der Hohlräume erst über einen Umweg. Aus den Hubble-Bildern stellten die Forscher ein eindrucksvolles Video zusammen.
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