News: Ein chemischer Kompass für den richtigen Weg?
James Weaver, Physiker am Massachusetts Institute of Technology, prüfte nun auf mathematischem Wege, ob ein biochemischer Kompass überhaupt funktionieren könnte. Denn neben Magnetfeldern wird die Geschwindigkeit biochemischer Reaktionen auch durch Temperaturveränderungen beeinflusst und ist außerdem zufälligen Schwankungen ausgesetzt. "Die Herausforderung besteht darin zu verstehen, wie ein Wesen imstande ist, kleinste Unterschiede des Magnetfeldes in Gegenwart all dieser Störfaktoren wahrzunehmen", sagt Weaver. Er verwendete Gleichungen, die eine einfache Reaktion beschreiben, bei der zwei reaktive Moleküle, so genannte freie Radikale, beteiligt sind. Dann berücksichtigte er, wie das Rauschen aus zufälligen Schwankungen, den Änderungen der Temperatur und geringfügigen Wechseln der magnetischen Feldstärke, die Reaktionsrate beeinflusst. Das Ergebnis war klar: Eine kleine Gruppe von Zellen sollte durchaus in der Lage sein, kleine Änderungen des Magnetfeldes, etwa in der Größenordnung, wie Meeresschildkröten sie wahrnehmen können, deutlich aus dem ständigen Rauschpegel herauszuspüren. "Ein entwickeltes Sinnessystem wie dieses wäre möglich, und es könnte eine ziemlich fantastische Leistung haben", schließt Weaver.
Er hofft außerdem, dass seine theoretische Arbeit dazu beiträgt, die Gesundheitsrisiken von elektromagnetischen Feldern besser einschätzen zu können. Vor allem diskutieren Wissenschaftler wie die Öffentlichkeit hier über den Einfluss von Hochspannungsleitungen und Mobiltelefonen. "Es ist ein heißes Eisen, aber es wäre hilfreich, wenn einfache Modelle aus der Physik oder Chemie vorliegen, die uns einen Anhaltspunkt dafür geben können, was möglich ist und was nicht", sagt Weaver.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 11.4.2000
"Die Wege der See-Elefanten"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 4.10.1999
"Spinnen als Wegweiser"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 3.2.1999
"Kompaß in der Zelle"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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