Sachsen-Anhalt: Ein Doppelgrab unter Menhir und Mühlsteinen
Wegen ihrer fruchtbaren Böden, auf denen man ertragreichen Ackerbau betreiben kann, war die Bördelandschaft um Magdeburg seit jeher ein bevorzugtes Siedlungsgebiet. Das zeigt sich unter anderem bei Ausgrabungen des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt: Im Gelände eines Tagebaus in der Ortschaft Mammendorf, unweit von Magdeburg, kommen regelmäßig Funde aus mehreren Jahrtausenden zum Vorschein.
In einer aktuellen Pressemitteilung zählt das Landesamt die Ergebnisse der diesjährigen Ausgrabungskampagne auf. Dazu zählen ein Trapezgrab aus der mittleren Jungsteinzeit, eine Doppelbestattung unter sechs Mühlsteinen und einem Menhir sowie Reste einer Siedlung aus dem 1. Jahrtausend v. Chr.
Um 4000 v. Chr., also zu Beginn der mittleren Jungsteinzeit, mischten sich hier die kulturellen Einflüsse. Von Süden kommend wurde der Landstrich im heutigen Sachsen-Anhalt von der Baalberger Kultur beeinflusst, die ihre Wurzeln im Donauraum hat. Von Norden her dagegen wirkte der kulturelle Einfluss der Trichterbecherkultur, die im Lauf der Zeit immer mehr an Einfluss gewonnen habe, schreibt das Landesamt.
Bei den aktuellen Ausgrabungen fand sich nun ein so genanntes Trapezgrab der Baalberger Kultur. Ähnliche Exemplare hatten die Archäologen bereits zuvor auf dem Gelände des Tagebaus entdeckt. Für den Bau dieser Grablege errichteten die Menschen eine trapezförmige Totenhütte aus Holz. Das Baumaterial ist inzwischen vergangen, hat aber erkennbare Spuren im Boden hinterlassen. Die Hütte wurde anschließend mit Erde überdeckt – es entstand ein Grabhügel, der in der Landschaft gut sichtbar war.
Aus der Bronzezeit, also den Jahren 2200 bis 1200 v. Chr., stammt eine weitere sehr aufwändige Bestattung. Für sie haben die Hinterbliebenen sechs gebrauchsfertige Mühlsteine und einen eine Tonne schweren Menhir auf die Doppelbestattung gewuchtet. Weitere Ausgrabungen sollen nun mehr Informationen über die gesellschaftliche Rolle der dort Bestatteten liefern, die vermutlich der Aunjetitzer-Kultur angehörten.
Während der vorrömischen Eisenzeit ab etwa 500 v. Chr. befand sich an Ort und Stelle eine Siedlung von für damalige Verhältnisse offenbar stattlicher Größe. Die Archäologen haben inzwischen die Überreste von 30 Grubenhäusern identifiziert sowie zahlreiche weitere Gruben, die vermutlich als Vorratsspeicher und schließlich als Müllkippe genutzt wurden. Auch die Grubenhäuser wurden in die Erde eingetieft, aber im Anschluss wohl mit einer Überdachung versehen, wie Fundamentreste von Ständern nahelegen. Bei Aufgabe der Siedlung seien diese Grubenhäuser sorgfältig leergeräumt worden, weshalb sie meist praktisch fundleer seien, schreiben die Wissenschaftler.
Mit einer Ausnahme: In einem der Häuser fand sich laut Landesamt ein drei Zentimeter langes Köpfchen einer seltenen tönernen Tierfigur. Das Tonmaterial sei vor dem Brand so gut geglättet beziehungsweise poliert worden, dass die Oberfläche noch immer metallisch glänzt. »Der Halsansatz erinnert an ein Schaf; Ohren, die Position der Augen und vor allem die Nüstern belegen jedoch, dass ein Pferd nachgebildet worden war.« Pferde hätten als Ausdruck großen Reichtums gegolten.
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