Direkt zum Inhalt

Vererbungslehre: Ein Drittel der US-Amerikaner glaubt nicht an die Evolution

Weniger als die Hälfte aller US-Amerikaner akzeptiert die Darwin'sche Sicht der Evolution des Lebens. In Europa und Japan glauben rund achtzig Prozent der Menschen an diese Theorie. Dies ergaben mehrere Befragungen in insgesamt 37 Ländern im Zeitraum von 1985 bis 2005.

Der Studie von John Miller von Northwestern University und seinen Kollegen Eugenie Scott vom National Center for Science Education sowie Shinji Okamoto von der Kobe University in Japan zufolge hat die Akzeptanz der Evolutionstheorie in der amerikanischen Bevölkerung seit 1985 sogar um knapp zehn Prozent abgenommen. Zudem sind sich über die Hälfte der US-Bürger, die sich nicht direkt gegen Darwin aussprechen, unsicher über den Wahrheitsgehalt der wissenschaftlichen Theorie. In Europa sind nur die türkischen Bürger skeptischer: Über die Hälfte verneint den Wahrheitsgehalt der Entwicklungstheorie.

Den Grund für die deutliche Ablehnung der Evolutionstheorie seitens der Amerikaner sehen die Wissenschafter zum einen in der fundamentalistischen Haltung vieler Gläubiger in den USA, welche anders als die meisten Protestanten in Europa oder die katholische Kirche die biblische Schöpfungsgeschichte nicht als Metapher ansehen, sondern sie für eine wahre Begebenheit halten. US-amerikanische Gläubige verneinten die Evolutionslehre demnach etwa doppelt so häufig wie europäische. Auch die Politisierung des Streites zwischen der Darwin'schen Lehre und dem theistischen Evolutionsgedanken, wonach Gott die Welt nach einem "intelligenten Bauplan" geschaffen habe, trage zu der unterschiedlichen Gewichtung bei.

Doch auch das Wissen um genetische Zusammenhänge spielt laut der Studie eine wichtige Rolle: Wer ein Grundverständnis der Vererbungslehre hat, ist gewillter, die genetisch basierte Variante der Evolution zu akzeptieren. Dennoch entdeckten die Forscher in den USA die Tendenz, den Menschen aus diesen Zusammenhängen auszuschließen: Obwohl 78 Prozent der US-Bürger eine evolutionäre Entwicklung von Tieren und Pflanzen akzeptierten, hielten 62 Prozent daran fest, der Mensch sei durch Gott geschaffen worden.

Miller und seine Kollegen plädieren daher, die Genetik intensiver in den schulischen Lehrplan zu integrieren, um Fehlinformationen vorzubeugen. Auch Erwachsene müssten sich stärker mit der Vererbungslehre auseinander setzen: Sie hätten bislang die größten Wissenslücken.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.