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News: Ein galaktischer Pflug im Zentrum der Milchstraße

Manche Zwillinge sind ihr Leben lang unzertrennlich. Nicht so die beiden Riesenteleskope des Gemini Observatory: Eines steht auf Hawaii, das andere in Chile. Zusammen können sie demnächst den gesamten Sternenhimmel ausspähen. Das nördliche Spiegelteleskop hat schon einen ersten Blick gewagt und dabei in der Nähe des Zentrums der Milchstraße einen Stern beobachtet, der eine Bugwelle aus Gas vor sich herschiebt.
"Noch nie zuvor haben wir einen so großen Ausschnitt des galaktischen Zentrums mit dieser Schärfe gesehen", sagt François Rigaut vom Gemini Observatory. Für die Qualität der Bilder sorgen jeweils Spiegel, die es auf Gesamtdurchmesser von acht Metern bringen. Eine adaptive Optik gleicht Verzerrungen durch die Erdatmosphäre aus und sammelt Licht aus dem sichtbaren sowie infraroten Bereich des Spektrums – mitunter sogar in besserer Güte als das Weltraumteleskop Hubble.

In Dienst geht das Gemini North auf dem Mauna Kea auf Hawaii erst Anfang 2001, sein Zwilling auf dem Cerro Parchón in Chile gut sechs Monate später. Im Verlaufe mehrerer Nächte hat das Nordteleskop im Juli und August 2000 jedoch schon eine Unmenge wissenschaftlicher Daten gesammelt.

Eines der interessantesten Beobachtungsobjekte war dabei IRS8: ein bislang schlecht untersuchter, verschmierter Fleck in der Nähe des Zentrums unserer Milchstraße. Die neuen Aufnahmen im Infrarotlicht verraten, dass es sich dabei um einen Stern handelt, der durch eine Wolke aus Gas und Staub zieht.

Allerdings ist noch nicht ganz geklärt, wer sich relativ zu wem bewegt: Fliegt der Stern durch das Gas, oder steht er eher dem Staub im Weg, der in das nur drei Lichtjahre entfernte schwarze Loch im Zentrum fällt? Jedenfalls hat sich eine Bugwelle gebildet – ähnlich wie bei einem Schiff im Wasser.

Die Auswertung der Daten aus dem Beobachtungstest wird noch eine Weile in Anspruch nehmen. Und dies war ja nur der Anfang. "Ich hoffe, das ist die erste von vielen Entdeckungen innerhalb unserer eigenen Galaxie und an den Rändern des Universums", sagt Patrick Roche vom Gemini-Projekt.

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