Ein getrübter Blick hilft beim Lesen

News: Ein getrübter Blick hilft beim Lesen

Vielen Kindern, die Schwierigkeiten beim Lesen haben, könnte vielleicht mit farbigen Kontaktlinsen geholfen werden, denn zumindest in einer Studie führten eingefärbte Linsen zu besseren Leseergebnissen. Dieses Resultat unterstützt auch die Annahme, daß Dyslexie und andere Leseschwierigkeiten mit einer verzerrten visuellen Wahrnehmung verknüpft sind.

David Harris von der Ultralase Clinic in Chester war von der Aussage einiger Patienten fasziniert, daß sie mit den getönten Linsen, die sie gegen schlechte Farbwahrnehmung trugen, auch besser lesen konnten. Also untersuchte er an 47 Kindern und Erwachsenen mit Dyslexie anhand verschieden gefärbter Linsen, welche Farbe das Lesen am meisten vereinfachte. Außerdem setzte er auch "Placebo-Linsen" ein, die nur leicht getönt waren. Harris erzählte den Freiwilligen, daß diese Linsen speziell als Lesehilfe hergestellt würden.

Alle Versuchspersonen mußten mit und ohne Linsen Texte lesen. Im Mittel lasen sie mit den Placebo-Linsen sechs Worte pro Minute schneller, während sie mit den am besten geeigneten gefärbten Linsen sogar etwa 12 Worte mehr pro Minute schafften. Das entspricht einer Verbesserung von etwa 15 Prozent (Journal of the American Optometric Association Vol. 70, S. 629).

Harris denkt, daß diese Behandlung vor allem Menschen helfen könnte, die Schrift verzerrt wahrnehmen. "Für sie bewegen sich die Worte, oder Muster laufen wie Schlangen oder Flüsse durch den Text", erklärt er.

John Stein von der University of Oxford ist ein Anhänger der Theorie, daß Dyslexie durch geschädigte Nervenzellen verursacht wird, die einen Weg von der Retina im Auge zur Sehrinde im Gehirn bilden. Die Wirkung der Linsen beruht seiner Ansicht nach darauf, daß diese Zellen besonders stark auf gelb-orangefarbenes Licht reagieren, welches die getönten Linsen herausfiltern.

Siehe auch

Spektrum Ticker vom 29.10.1999
"Buchstabensalat und Wörtersuppe"
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