News: Ein guter Tropfen - trotz der Herkunft
Mit Hilfe eines Computerprogramms filterten die Wissenschaftler übereinstimmende Muster in der Mikrosatelliten-DNA heraus. Ergebnis der Rechenarbeit ist ein Stammbaum für die Reben Burgunds, in dem die Verwandtschaftsverhältnisse von 18 Varietäten aufgedeckt sind. Überraschend ist, daß die "Eltern" der gesamten Abstammungslinie wahrscheinlich Pinot und eine weiße Rebe namens Gouais sind (Science vom 3. September 1999). Diese recht unbekannte Weinsorte wurde wegen ihrer schlechten Qualität in den fünfziger Jahren vom französischen Markt verbannt.
Außerdem stellten die beiden Forscher fest, daß die Züchtung verschiedener Rebsorten schon einige Jahrhunderte älter sein müßte als bisher angenommen. Demnach sind nach Ansicht von Meredith viele der Kreuzungen zwischen Pinot und Gouais spontan und unabhängig voneinander entstanden. Den Ergebnissen zufolge geschah das wahrscheinlich im Nordosten Frankreichs und nicht im heutigen Anbaugebiet Burgund.
Für Weinliebhaber könnten die Ergebnisse reichlich ernüchternd sein. Gerade in Frankreich bekommen neue Kreuzungen aus verschiedenen Weinreben nicht den begehrten Qualitätsnachweis "Appelation d'Origine Controllée" (AOC). Alain Bouquet, ein Weinzüchter am Institut National de la Recherche Agronomique in der Nähe von Montpellier meint dazu: "Das AOC-System wurde 1934 eingeführt mit der Annahme, daß aus Kreuzungen hervorgegangene Varitäten minderwertiger als die traditionellen Varietäten sind. Ich glaube, daß dies für den Fall von Kreuzungen zwischen alten europäischen Sorten nicht zutrifft, wie man auch jetzt daran sieht, daß die zwei weltbesten Varietäten, Cabernet Sauvignon und Chardonnay, aus einer solchen Kreuzung hervorgegangen sind."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 22.7.1999
"Transgene Weinreben im Test" - Spektrum Ticker vom 3.5.1998
"Atmen allein genügt nicht" - Spektrum Ticker vom 9.7.1998
"Ozon beeinflußt Weinqualität"
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