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Physik seit Einstein: "Ein guter Überblick"

Die Jahrestagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft hat zahlreiche illustre Gäste aus aller Welt nach Berlin gelockt. Darunter auch Herbert Kroemer, Nobelpreisträger des Jahres 2000, der an der Universität von Kalifornien forscht.
Physik seit Einstein
spektrumdirekt:
Herr Professor Kroemer, Sie haben im Jahr 2000 den Nobelpreis für Ihre Arbeiten zu Halbleiter-Heterostrukturen erhalten – grundlegende Beiträge für die Lasertechnologie und Computertechnik. Haben Ihre Arbeiten im engeren oder weiteren Sinne mit Einstein zu tun?

Herbert Kroemer im Gespräch | Herbert Kroemer, 1928 in Weimar geboren, wurde im Jahre 2000 für seine Verdienste in der Halbleiterforschung mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet.

Nach seiner Dissertation in Göttingen zu Effekten in Transistoren hatte er 1954 in die USA gewechselt, wo er 1957 eine bahnbrechende Arbeit über einen aus verschiedenen Elementen zusammengesetzten Transistor veröffentlichte. Damit legte er im wesentlichen den Grundstein für die heutige Heterostrukturphysik, einem der zentralen Gebiete der modernen Halbleiterphysik. 1968 erhielt er einen Ruf an die Universität von Colorado in Boulder.

Seit 1976 lehrt und forscht Kroemer an der Universität von Kalifornien in Santa Barbara. Seine Arbeitsgruppe hat sich zu einem der weltweit führenden Forscherteams auf dem Gebiet der Halbleiterphysik entwickelt.
Herbert Kroemer:
Nur im weiteren Sinne. In der Halbleiterphysik geht letztlich alles irgendwie auf Einstein zurück, aber es gibt keinen spezifischen Bezug zwischen Einsteins und meinen Forschungen. Nichtsdestoweniger glaube ich, dass es ihn sehr interessiert hätte, was in den letzten Jahrzehnten alles auf dem Gebiet der Halbleiter passiert ist.

spektrumdirekt:
Ein anderer Nobelpreisträger, Jack Steinberger, erzählte auf einem Vortrag dieser Tagung, er hätte noch keine einzige Arbeit von Einstein gelesen. Wie ist das bei Ihnen?

Kroemer:
Ich kenne die Einstein'schen Artikel sehr gut! Schon allein deshalb, weil ich mich für die Geschichte der Physik interessiere. Besonders hat mich seine berühmte Arbeit zu dem so genannten fotoelektrischen Effekt fasziniert, aber auch seine wichtigen Beiträge zur Thermodynamik.

spektrumdirekt:
Wie sehen Sie – vor dem Hintergrund Ihrer Forschungen zur Halbleiterphysik – die Zukunft der Computertechnik?

Kroemer:
Keine Ahnung. Ich möchte da nicht spekulieren. Viele Leute sagen, die gegenwärtige rasante Entwicklung auf diesem Gebiet würde immer weitergehen, aber das ist natürlich Unsinn. Das Moore'sche Gesetz kann ja nicht bis in alle Ewigkeit gelten. Oft hört man auch die – jeglicher Logik entbehrende – Vermutung, dereinst würde der Fortschritt der Computertechnik mit Hilfe von Quantenrechnern weitergeführt. Darauf gibt es momentan aber keine konkreten Hinweise. Wohin die Entwicklung künftig gehen wird? Man muss auch mal den Mut haben zu sagen: Ich kenne die Antwort nicht.

spektrumdirekt:
Die diesjährige DPG-Tagung hat sich das Motto "Physik seit Einstein" auf die Fahnen geschrieben und will das Erfolgsjahr 1905 würdigen. Empfinden Sie die Veranstaltung als dem historischen Vermächtnis angemessen oder fehlt Ihnen hier etwas?

Kroemer:
Was heißt "angemessen"? Es war eine gute Idee, die DPG-Tagung – die ohnehin stattgefunden hätte – dieses Jahr mit besonderem Aufwand zu betreiben, schließlich haben wir das hundertste Jubiläum von 1905. Die Veranstaltung bringt einen guten Überblick über die moderne Physik und wird ganz sicher helfen, physikalische Inhalte an die allgemeine Bevölkerung zu vermitteln. Und darauf kommt es an.

spektrumdirekt:
Wie lange werden Sie noch auf der Konferenz bleiben, und welche Beiträge wollen Sie sich noch anhören?

Kroemer:
Ich fahre Donnerstag früh nach Aachen, bleibe also bis zum letzten Konferenztag. Welche Vorträge ich bis dahin besuchen werde, kann ich noch nicht sagen. Hauptsächlich treffe ich mich hier mit Kollegen und alten Bekannten zu persönlichen Gesprächen.

spektrumdirekt:
Herr Kroemer, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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