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News: Ein Impfstoff gegen Tollwut für alle?

Jedes Jahr sterben in den Entwicklungsländern rund 40000 Menschen an Tollwut. Eine Impfung kurz nach der Infektion kann zwar lebensrettend sein, ist jedoch viel zu teuer für die Bürger in diesen Staaten. Ein neuer Impfstoff, der nur die DNA des Virus trägt, wäre billiger zu produzieren und hat sich im Test an Affen als absolut wirkungsvoll erwiesen.
Zur Zeit wird gegen Tollwut ein Impfstoff verabreicht, der aus ganzen, inaktivierten Viren besteht, die in Zellkulturen gezüchtet wurden – ein teures Verfahren, das spezielle Laborausrüstung und Kühlung erfordert. Der Virologe Donald Lodmell von den Rocky Mountain Laboratories des National Institute of Allergy and Infectious Diseases glaubte jedoch, ein DNA-Impfstoff, der nur 5 Cent pro Ampulle kostet, könnte genauso gut funktionieren, wie der aktuelle Impfstoff für 1 500 Dollar.

Um den DNA-Impfstoff herzustellen, bauten Lodmell und seine Mitarbeiter das Gen für ein Protein der Hülle des Erregers in ein Plasmid – einen Ring aus DNA, den Bakterien relativ leicht aufnehmen können. Sie brachten das Plasmid in das Bakterium Escherichia coli ein, welches bei jeder Teilung auch die ringförmige DNA vervielfältigte. Als Lodmell die Plasmide isolierte und in acht Makaken injizierte, nahmen die Immunzellen der Tiere die DNA auf und erzeugten Kopien des Viren-Hüllenproteins. Innerhalb von 30 Tagen hatten die Affen Antikörper gegen das Tollwutvirus entwickelt. Alle Affen, die danach mit tödlichen Dosen des lebenden Tollwutvirus infiziert worden waren, überlebten die sechsmonatigen Versuche, wie auch die Affen, die den traditionellen Impfstoff erhalten hatten. Kontrollaffen, denen ein Plasmid ohne das Tollwutgen injiziert worden war, entwickelten innerhalb von 14 Tagen Tollwutsymptome (Nature Medicine vom August 1998).

Der DNA-Impfstoff scheint nach Ansicht von Brian Mahy, Direktor der Abteilung für Viren- und Rickettsienerkrankung an den Centers for Disease Control and Prevention in Atlanta, äußerst vielversprechend zu sein. Züchtung, Erhaltung und Lagerung des Plasmids wären für Labors in Entwicklungsländern einfach. Allerdings, so warnt Mahy, wissen die Forscher nicht, ob es Nebenwirkungen gibt, da bisher nie DNA-Impfstoffe an Menschen getestet wurden. Außerdem ist unbekannt, wieviele Monate oder Jahre ein derartiger Impfstoff Schutz bieten würde.

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