News: Ein Käfer mit brenzligen Angewohnheiten
Wie kommen die Wissenschaftler um Stefan Schütz von der Justus-Liebig-Universität Gießen, Helmut Schmitz von der Universität Bonn und Karl-Heinz Apel von der Landesforstanstalt Eberswalde zu so genauen Angaben? Sie koppelten einen Flammenionisationsdetektor, mit dem die Inhaltsstoffe des Rauches analysiert werden können, mit einem "elektroantennographischen" Detektor. Dieser nutzt als Meßsensor einen abgeschnittenen Käferfühler und vermittelt so direkt die Sinneswahrnehmungen des Insekts. So zeigte sich, daß der Kiefernprachtkäfer sogar unterscheiden kann, welche Baumart brennt und ob sie sich für die Eiablage eignet (Nature vom 25. März 1999). Vor diesen Experimenten war nicht richtig klar, wie die Tiere das Feuer wahrnehmen, zumal sie auch über Hitzedetektoren verfügen. Erst der "Blick mit dem Fühler des Käfers" offenbarte, was selbst geringste Spuren von Rauchmolekülen dem Insekt alles verraten.
Doch nicht nur Käfer wollen wissen, wann und wo es brennt. Auch der Mensch ist an diesen Informationen interessiert, wenn auch aus ganz anderen Gründen. Wissenschaftler der Universität Gießen, der Universität Rostock und des Forschungszentrums Jülich arbeiten in dem Projekt Biosensoren auf der Basis intakter Chemorezeptoren darin, die natürlichen Gaben des Kiefernprachtkäfers für einen neuartigen Branddetektor zu nutzen. Die Insektenantennen wirken wiederum als Empfänger der Feuer-anzeigenden Moleküle und geben ihre Signale an Feldeffekttransistoren (FET) weiter. Eine anschließende Elektronik verstärkt und analysiert die Daten. Dank der Empfindlichkeit der Rezeptoren und ihrer Fähigkeit, Brandgerüche zu differenzieren, könnten so vielleicht sogar Aussagen über die Art des lodernden Materials und eine mögliche Brandursache gewonnen werden.
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.