Beobachtungstipp: Im Schatten eines Jupitermonds
Update, 18. Mai 2018: Felipe Braga-Ribas von der RIO TNO Group hat auf der Basis einer erfolgreich beobachteten Sternbedeckung durch Himalia am 12. Mai 2018 in den USA den Finsternispfad neu berechnet. Gegenüber der letzten Vorhersage gibt es nun eine Pfadverschiebung von rund 188 Kilometern in Richtung Norden. Damit verläuft die westliche Pfadgrenze nun auf einer Linie von Stettin und Stralsund. Auch wenn die Chancen für eine positive Messung für Beobachter in Deutschland gesunken sind, so sind doch Beobachtungen aus den Fehlerbereichen sehr wichtig. Eine Pfadverschiebung, auch in Richtung Deutschland, ist immer noch möglich.
Der bereits im Jahr 1904 entdeckte äußere Jupitermond mit dem Namen Himalia hat einen Durchmesser von rund 170 Kilometern und umkreist den Gasplaneten in etwa elf Millionen Kilometer Entfernung auf einer stark elliptischen und rückläufigen Bahn. Im Dezember 2000 flog die Raumsonde Cassini auf ihrem Weg zum Saturn in mehr als vier Millionen Kilometer Abstand an dem kleinen Himmelskörper vorbei. Auf den dabei entstandenen Aufnahmen deckt Himalia nur wenige Pixel ab. Die Forscher schlossen aus den Bildern auf eine rundlich-irreguläre Form des Monds. Seine geringe Albedo lässt vermuten, dass es sich um einen von Jupiter eingefangenen, kohlenstoffreichen Asteroiden des C-Typs handelt. Mit der Sternbedeckung am 21. Mai besteht eine große Chance, mehr über die unregelmäßige Form des Jupitermonds zu erfahren und seine Größe genauer zu bestimmen.
Felipe Braga-Ribas vom Team RIO-TNO und Bruno Sicardy vom Lucky Star Project berechneten die Bedeckung mit Daten aus dem neuen DR2-Katalog von Gaia und den neuesten Ephemeriden von Himalia. Der Stern TYC 6168-00860-1 hat eine visuelle Helligkeit von 10,7 mag. Jupiter selbst ist zum Bedeckungszeitpunkt fast 24 Bogenminuten vom Zielstern entfernt, rund zwei Drittel der Breite des Vollmonds, und seine enorme Helligkeit ist somit kein Problem für die Beobachtung. Erwartet wird eine Bedeckungsdauer von maximal 8,8 Sekunden. Die kombinierten Helligkeiten von Mond und Stern, 10,3 mag, werden im Fall einer Bedeckung um mehr als 4 mag auf 15 mag abnehmen – die Helligkeit von Himalia. Für einen Beobachter in Berlin steht der Stern zum Zeitpunkt der Bedeckung rund 22 Grad über dem südlichen Horizont.
Der Bedeckungspfad
Der Schatten von Himalia verläuft in Europa über Rumänien, Moldawien, Ukraine, Ungarn, Slowakei, Polen, Tschechien, Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen. Leider streift der Bedeckungspfad nach der Pfadberechnung vom 13. Mai nur den Nordosten Deutschlands. Hier findet die Bedeckung gegen 0:18 Uhr MESZ statt. Dabei liegt der Nordosten Berlins gerade innerhalb der westlichen Pfadgrenze, der Westen der Hauptstadt innerhalb der Ein-Sigma-Zone. In der Ein-Sigma-Zone findet mit einer Wahrscheinlichkeit von 68 Prozent die Bedeckung statt. Beobachter in diesem Bereich sollten besonders etwaige Neuberechnungen berücksichtigen und sich das Ereignis auf keinen Fall entgehen lassen. Reale Bedeckungspfade weisen gegenüber der Vorhersage oft zumindest eine leichte Verschiebung auf.
Die IOTA/ES, die International Occultation Timing Association – European Section, hat eine spezielle Seite in englischer Sprache zu diesem Ereignis eingerichtet. Hier werden auch die neuesten Vorhersagen und Aufsuchkarten präsentiert. Bei dieser Bedeckung kann der Beobachter wie bei jeder anderen Sternbedeckung durch einen Asteroiden verfahren. Daher sind die Anleitungen für Asteroidenbedeckungen auf der Website der IOTA/ES auch hier gültig. Videobeobachtungen mit hochgenauem Zeitsignal sind besonders erwünscht. Bitte melden Sie Ihre Beobachtungen an Dr. Wolfgang Beisker von der IOTA/ES: wbeisker@iota-es.de.
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