Exoplaneten: Ein kompaktes Planetensystem um KOI 351
Eine internationale Forschergruppe um Juan Cabrera vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin-Adlershof stieß in den Messdaten des Weltraumteleskops Kepler auf bis zu sieben Planetenkandidaten, die den Stern KOI 351 oder KIC 11442793 umrunden. Sollte sich dieser Fund mittels nachfolgender Untersuchungen bestätigen lassen, so wäre KOI 351 derjenige Stern, der von den meisten Planeten umrundet wird, die einen Transit ausführen. KOI 351 wäre ein überaus kompaktes System, denn alle sieben möglichen Planeten umkreisen ihren Stern innerhalb eines Erdbahnradius.
Derzeit muss bei allen sieben Planeten noch von Kandidaten gesprochen werden, denn bislang war es den Astronomen nicht möglich, ihre Existenz mittels anderer Messverfahren zu bestätigen. Dies drückt sich auch in der Bezeichnung "KOI" aus, sie steht für "Kepler Object of Interest". Damit bezeichnen die Astronomen Sterne, die bei der automatischen Auswertung von Messdaten des Weltraumobservatoriums Kepler auffielen und weiterer Untersuchungen wert sind. Erst wenn Nachforschungen die KOI-Objekte bestätigen, erhalten diese eine endgültige Bezeichnung der Form "Kepler-xyz".
Für ihre Untersuchungen verwendeten die Astronomen um Cabrera die öffentlich zugänglichen Messdaten des Kepler-Teleskops. Sie werteten die Daten mit einer eigenen neu geschaffenen Software aus und reichten die Ergebnisse zur Veröffentlichung beim internationalen Fachmagazin "Astrophysical Journal" ein. Bei KOI 351 waren die Astronomen des Kepler-Teams der NASA bereits auf drei mögliche Planeten gestoßen. Sie wurden vom Team um Cabrera nicht nur bestätigt, sondern es fanden sich Hinweise auf vier weitere Objekte im Umlauf um KOI 351.
Die Anordnung der Planetenkandidaten erinnert sehr stark an unser Sonnensystem: Die beiden äußersten Planeten sind Gasriesen vom Jupitertyp und umrunden ihren sonnenähnlichen Stern in 331 beziehungsweise 211 Tagen. Ihre Durchmesser betragen das 11,3- und 8,1-fache des Erddurchmessers, damit ähneln sie Jupiter und Saturn. Da alle sieben Planetenkandidaten mit der Transitmethode aufgespürt wurden, gibt es keine Informationen über ihre Massen. Ihnen folgen nach innen drei weitere Objekte, die 125, 92 und 60 Tage für ihre jeweiligen Umläufe benötigen. Alle drei sind ungefähr gleich groß und erreichen den 2,8-fachen Durchmesser der Erde. Bei ihnen kann es sich entweder um so genannte Super-Erden oder Mini-Neptune handeln, weitergehende Aussagen sind derzeit nicht möglich. Den Abschluss nach innen bilden zwei Planeten mit etwa der 1,2-fachen Größe der Erde, die ihren Stern in 8,7 beziehungsweise 7 Tagen umlaufen. Bei ihnen dürfte es sich um felsige Planeten ähnlich der Erde handeln.
Da das Zentralgestirn ein sonnenähnlicher Stern des Spektraltyps G ist, befinden sich sechs der sieben Planetenkandidaten so nah am Zentralgestirn, dass sie für flüssiges Wasser auf ihren Oberflächen zu heiß sind. Sie eignen sich somit nicht für Leben, wie wir es kennen. Der äußerste Planet befindet sich in der lebensfreundlichen Zone, aber als jupiterähnlicher Gasriese besitzt er keine feste Oberfläche. Jedoch könnten eventuelle Monde geeignete Bedingungen für Leben aufweisen.
Mit bis zu sieben Planetenkandidaten ist KOI 351 eines der reichsten bislang gefundenen Planetensysteme. Den Rekord hält bislang aber das System HD 10180, wo bis zu neun Planeten möglich sind. Derzeit gelten sechs von ihnen als gesichert und werden im Katalog von exoplanet.eu aufgeführt.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben