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News: Ein Laster bewirkt das andere

Es ist kein Geheimnis, dass Alkohol und Zigarettenrauch - die beiden verbreitetsten Drogen in unserer Gesellschaft - häufig zusammen konsumiert werden. Der exakte Mechanismus und der physiologische Grund für die Kopplung war bislang unklar. Nun konnten kanadische Wissenschaftler zeigen, dass der aktive Inhaltsstoff des Tabakrauchs - das Nikotin - offenbar den Alkoholkonsum steigert.
Rauchen und Trinken – zwei Laster, die häufig zusammen kommen. Dies ist vor allem auch bei Alkoholsüchtigen zu beobachten, von denen an die 80 bis 95 Prozent rauchen, womit ihre Zahl etwa drei Mal höher liegt als in der restlichen Bevölkerung. Während von normalen Rauchern nur etwa zehn Prozent mehr als ein Päckchen pro Tag konsumieren, rauchen über 70 Prozent der Alkoholkranken jeden Tag diese Menge. Aus diesem Grund vermuteten Wissenschaftler unter der Leitung von Dzung Anh Le von der University of Toronto einen Zusammenhang zwischen den beiden Substanzen.

Eine Reihe von Untersuchungen sollte die physiologischen Mechanismen des Nikotins, der abhängig machenden Komponente des Tabakrauches, genauer klären. Etwa 80 bis 90 Prozent des "giftigen, flüchtigen Alkaloids", das die Lunge erreicht, wird ins Blutsystem absorbiert. Im Gehirn angelangt, bindet es an eine Gruppe von Proteine, die so genannten Nikotinrezeptoren. Durch die Aktivierung dieser Proteine, die sich an der Oberfläche bestimmter Nervenzellen befinden, wird eine Reihe von physiologischen Funktionen reguliert, von denen einige zur belebenden und süchtigmachenden Wirkung der Substanz beitragen könnten. Letztlich führt Nikotin zur Freisetzung des NeurotransmittersDopamin im Nucleus accumbens, der zum Striatum gehört. Auch der Konsum von Alkohol bewirkt eine Dopaminausschüttung in dieser Hirnregion, wobei der genaue Mechanismus der Freisetzung in beiden Fällen noch nicht vollständig verstanden ist.

"E ist also anzunehmen, dass Nikotin und Alkohol über das selbe Belohnungssystem im Gehirn agieren", sagt Le. "Wir müssen verstehen lernen, wie genau diese beiden Substanzen miteinander wechselwirken und warum sie gemeinsam missbraucht werden, um eine effektive Behandlung der Co-Abhängigkeit zu entwickeln." So ist auch Stephanie S. O'Malley von der Yale University School of Medicine der Ansicht, dass "die Untersuchungen über mögliche Behandlungsarten für Alkoholismus sowie Rauchen ihre Kräfte vereinigen sollten".

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