News: Ein lenkender Laser
Den Physikern um Prof. Dr. Gustav Gerber von der Universität Würzburg ist es mit Hilfe von maßgeschneiderten Femtosekunden-Laserpulsen erstmals gelungen, eine Dissoziationsreaktion zu optimieren. Ihr Experiment haben sie an dem Molekül Cyclopentadienyl-Eisendicarbonyl-Chlorid durchgeführt, das zu der technologisch wichtigen Substanzklasse der Organometalle gehört (Science, Ausgabe vom 30. Oktober 1998). Organometalle werden bei der Produktion dünner metallischer Filme und als Photokatalysatoren bei vielen chemischen Reaktionen verwendet. Die Forscher konnten den Zerfall des Moleküls durch die speziellen Laserpulse so gezielt beeinflussen, daß die Mengenverhältnisse von erwünschten zu unerwünschten Reaktionsprodukten optimiert werden konnten.
Besonders erstaunlich an der von den Würzburger Wissenschaftlern vorgestellten Methode: Sie erlaube es, so Prof. Gerber, eine höhere Ausbeute der gewünschten Reaktionsprodukte zu erhalten, ohne daß detaillierte Kenntnisse über Moleküle und Ablauf der chemischen Reaktion notwendig sind. Die Optimierung des Reaktionsprozesses werde allein von einem selbstlernenden Computeralgorithmus gesteuert, dessen Funktionsprinzip der biologischen Evolution nachempfunden ist.
Bei solchen "evolutionären Algorithmen" werden die verwendeten Laserpulse durch eine Rückkopplung aus dem im Experiment erzielten Ergebnis Schritt für Schritt verbessert. So werden, ganz nach dem "survival of the fittest"-Prinzip von Charles Darwin, letztendlich die optimalen Femtosekunden-Laserpulse efunden, die für eine maximale Effizienz bei der Bildung der erwünschten Reaktionsprodukte sorgen.
Da laser-induzierte Prozesse nicht nur im Bereich der Chemie optimiert werden können, ist es Prof. Gerber zufolge absehbar, daß optimal geformte Femtosekunden-Laserpulse auch in den Bereichen der Physik, Biologie und Medizin bahnbrechende Fortschritte ermöglichen werden.
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