Direkt zum Inhalt

Zoologie: Ein Nacktmull kennt keinen Schmerz

Der Afrikanische Nacktmull (Heterocephalus glaber) ist eines der ungewöhnlichsten Säugetiere. Unbehaart, wechselwarm und blind lebt der 15 Zentimeter große Nager dicht gedrängt mit seinen Artgenossen in Erdhöhlen. Nun ist er auch noch zum Indianer der Unterwelt avanciert; denn der Nacktmull kennt keinen Schmerz.

Schon vor einiger Zeit hatten Forscher um Gary R. Lewin vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch eine überraschende Entdeckung gemacht: Den Nacktmullen fehlen zwei Botenstoffe, die normalerweise Schmerzsignale an das Gehirn leiten. Bei neuen Versuchen zeigte sich nun, dass sie tatsächlich nicht auf bestimmte Schmerzreize reagieren. Starke Säuren lassen die Nager ebenso kalt wie das brennende Capsaicin in Chilipfeffer.

Wie das Team um Lewin feststellte, verfügen Nacktmulle aber sehr wohl über funktionsfähige Nozizeptoren, wie die Sinneszellen für die Schmerzwahrnehmung heißen. Diese reagieren auch heftig auf das Capsaicin. Doch das Schmerzsignal kommt nicht an der zuständigen Stelle im Gehirn an. Anders bei Säuren: Hier werden die Nozizeptoren gar nicht erst aktiviert.

Die Forscher führen die Schmerzunempfindlichkeit auf die Anpassung der Tiere an ihre extremen Lebensbedingungen zurück. So herrscht in dem dichtbesiedelten Höhlengängen äußerst schlechte Luft: Die Konzentration an Kohlendioxid ist so hoch, dass sie zu einer Daueraktivierung der Schmerzsensoren führen würde. Dem haben die Nacktmulle offenbar ebenso vorgebeugt wie dem Entzündungsschmerz, der durch Irritation der nackten Haut in den engen Erdlöchern verursacht würde.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.