Planetenforschung: Ein neuer "ausgestorbener" Meteorit
Eine neue Meteoritenart haben Forscher um Birger Schmitz von der Universität Lund in einem schwedischen Kalksteinbruch gefunden. Es könnte sich dabei um einen Überrest eines Asteroiden handeln, der mit dem Urkörper zusammengestoßen ist, aus dem die häufigen L-Chondriten-Meteoriten auf der Erde stammen. Der knapp zehn Zentimeter lange Meteorit mit Namen Österplana 65, kurz Ost 65, wurde in einem Feld von mehr als 100 L-Chondriten in etwa 470 Millionen Jahre alten Kalksteinsedimenten in einem Steinbruch in Südschweden gefunden. Die L-Chondriten sind im Vergleich zu anderen Chondriten relativ eisenarm. Sie bilden mit etwa 35 Prozent aller Funde die zweitgrößte Gruppe der zirka 50 000 bisher entdeckten Meteoriten. Doch Ost 65 passt in seiner Zusammensetzung nicht zu den L-Chondriten, bei denen man ihn fand.
Isotopenanalysen des Sauerstoffs und Chroms in dem Bruchstück stimmen nicht mit den rund 100 L-Chondriten überein, die ebenfalls im Kalkstein lagen. Eine Untersuchung der Auswirkungen kosmischer Strahlung legt nahe, dass Ost 65 etwa eine Million Jahre im All unterwegs gewesen sein muss, ehe er auf der Erde einschlug. Da alle Brocken an seinem Fundort zur gleichen Zeit auf die Erde gekommen sein müssen, vermuten die Forscher um Schmitz ein gemeinsames Entstehungsereignis. So könnte der Zusammenstoß eines Asteroiden mit dem Urkörper der L-Chondriten die Ursache für die Splitter auf der Erde sein. Der Asteroid könnte bei dem Crash bis auf seine zur Erde gelangten Bruchstücke wie Ost 65 zerstört worden sein. Dann wäre das nun gefundene Exemplar das erste Beispiel eines "ausgestorbenen" Meteoriten, von dessen Sorte heute keine Trümmer mehr auf die Erde fallen können.
Schon länger ist bekannt, dass es eine etwa 100-fache Häufung von L-Chondriten auf der Erde gibt, die ungefähr 470 Millionen Jahre alt sind. Das neue Ergebnis stützt die Hypothese eines Zusammenpralls im All zu diesem Zeitpunkt. Im Moment geht man davon aus, dass sich der Zustrom von Meteoriten in seiner Zusammensetzung über die Jahrmillionen nicht wesentlich verändert hat. Die Forscher um Schmitz jedoch interpretieren ihren Fund so, dass bisherige Meteoritenfunde nur einen – nicht repräsentativen – Ausschnitt dessen liefern, was tatsächlich aus dem Himmel auf die Erde fiel.
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