Supernova: Ein neuer Stern am Nachthimmel
Nachtrag vom 22. Mai 2017: Die Supernova 2017eaw nahm wie erwartet langsam an Helligkeit zu, wahrscheinlich wird sie aber die 12. Magnitude nicht unterschreiten. Die chinesische Forschergruppe um Danfeng Xiang von der Tsinghua University fand eine gute spektroskopische Übereinstimmung mit der früheren Sternexplosion SN 1999gi und erwartet deshalb, dass die Maximalhelligkeit etwa drei Monate lang anhalten wird. Aus ihren Beobachtungen konnten die Astronomen außerdem die Ausbreitungsgeschwindigkeit der äußeren Hülle bestimmen – sie expandiert mit unglaublichen 10 600 Kilometern pro Sekunde.
Einem Amateurastronomen aus den USA ist gelungen, worauf selbst die meisten Profis ein Leben lang vergeblich hoffen: Patrick Wiggins aus Utah entdeckte in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai 2017 einen neuen Lichtpunkt am Himmel, der in älteren Aufnahmen derselben Himmelsregion nicht zu sehen war. Es handelt sich um eine Supernova – eine gewaltige Sternexplosion, millionen- bis milliardenfach heller als der sterbende Stern. Mittlerweile haben viele Beobachter weltweit die Beobachtung bestätigt.
Wiggins machte die Supernova in NGC 6946, auch Feuerwerksgalaxie genannt, im Sternbild Schwan aus: In seinen Aufnahmen vom 14. Mai 2017 ist die Sternexplosion als heller Punkt etwa zwei Bogenminuten nordwestlich des Galaxienzentrums zu sehen. Er verglich diese Bilder mit einer Beobachtung, die er mehrere Jahre zuvor gemacht hatte, sowie mit einer nur zwei Tage alten Aufnahme. In beiden war am fraglichen Ort nichts zu sehen, das Objekt musste also in irgendeiner Form "neu" sein. Daraufhin beobachtete Wiggins den Lichtpunkt etwa eine Stunde lang weiter, um zu sehen, ob er sich bewegte; in der Vergangenheit waren nämlich schon oft Asteroiden für Supernovae gehalten worden. Doch der Stern stand still. Außerdem verzeichnete kein Register einen bekannten Asteroiden in der Himmelsregion um die Feuerwerksgalaxie.
Damit stand fest: Es handelt sich um eine Supernova. 2017eaw, so ihr kryptischer Name, hat momentan eine Helligkeit von etwa 12,6 Magnituden. Sie erscheint uns also deutlich lichtschwächer als beispielsweise Neptun und ist für das bloße Auge nicht sichtbar. Dies liegt an ihrer großen Entfernung: Rund 22 Millionen Lichtjahre ist die Feuerwerksgalaxie von uns entfernt – die Sternexplosion fand somit eigentlich bereits vor 22 Millionen Jahren statt, lange vor Beginn der Menschheitsgeschichte. Doch schon durch Teleskope mit mittleren Öffnungen, also ab etwa 15 bis 20 Zentimetern, kann die Supernova beobachtet werden.
In den kommenden Tagen wird 2017eaw sogar stetig heller werden, denn Wiggins entdeckte die Sternexplosion kurz nach ihrer "Zündung". Zu diesem Schluss kam eine Forschergruppe aus China, die sie als eine Supernova vom Typ IIP identifizierte. Demnach ist dort ein sterbender Stern mit einer Ursprungsmasse von mehr als acht Sonnenmassen explodiert. Nachdem die Kernfusion in seinem Innern zum Erliegen kam, kollabierte sein Kern zu einem Neutronenstern. Die äußere Hülle warf er dagegen in einer gewaltigen Stoßwelle von sich und erreichte dabei Temperaturen von mehreren hundert Millionen Grad Celsius. Dies macht sich in der schlagartig erhöhten Helligkeit bemerkbar.
Doch trotz ihres hellen Lichtblitzes gestaltet es sich schwierig, Supernovae zu entdecken, denn sie treten relativ selten auf. So erwarten Astronomen in unserer Milchstraße lediglich alle 100 Jahre einmal eine Sternexplosion. Für Patrick Wiggins ist 2017eaw dagegen sogar schon die dritte Entdeckung einer Supernova. Sein Geheimnis: viel Arbeit und enorme Ausdauer. Jede Nacht, die es ihm möglich ist, durchmustert er den Himmel in hunderten Aufnahmen und vergleicht sie mit älteren Bildern, immer auf der Suche nach einem eventuellen neuen Lichtpunkt. Außerdem weiß er, wo er suchen muss: Der Fund von 2017eaw stellt immerhin die zehnte beobachtete Supernova in der Feuerwerksgalaxie seit 1917 dar.
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