News: Ein Planet mit zwei Muttersternen?
Es gibt jedoch noch eine weitere, vielleicht sogar empfindlichere Methode, um Planeten aufzuspüren. Jede konzentrierte Masse – sei es nun ein Stern oder ein Planet – krümmt das Raum-Zeit-Kontinuum. Wenn sich ein dunkler Stern zwischen die Erde und einen zweiten Stern schiebt, wirkt sein Gravitationsfeld wie eine Linse, die das Licht des im Hintergrund liegenden Sterns bündelt und verstärkt. Astronomen nennen diesen Vorgang Mikrogravitationslinseneffekt. Bei einem vorbeiziehenden einzelnen Stern würde so das Licht des dahinterliegenden Sterns kurz aufleuchten und dann wieder verblassen.
Mit dieser Methode wurden jetzt erste Hinweise auf einen Planeten entdeckt, der gleichzeitig zwei Sterne umrundet. Das wäre nicht nur eine astronomische Neuheit, sondern auch eine Bestätigung für diese neue Technik der Planetensuche.
Am 19. Juni 1997 entdeckten die Astronomen vom Massive Compact Halo Object(MACHO) das Objekt MACHO-97-BLG. Bereits kurze Zeit später stellten sie jedoch fest, daß ein einzelner Stern als Linse nicht ausreicht, umm das komplexe Flimmern des Objekts zu erklären. Nach weiteren einhundert Tagen Beobachtung kamen die Wissenschaftler zu dem Schluß, daß es sich nicht nur um einen Planeten handelte, der irgendwo in der Galaxis um einen Stern kreist, sondern daß noch ein zweiter Stern beteiligt ist. Letztendlich entwickelten sie ein Modell von zwei Sternen, die ein Planet mit der dreifachen Masse von Jupiter in einem Abstand von sieben astronomischen Einheiten – eine astronomische Einheit entspricht dem Abstand der Erde zur Sonne – umkreist.
"Das ist ein nettes Ergebnis", sagt Geoff Marcy von der University of California in Berkeley. "Aber der Aufbau des Systems ist recht ungewöhnlich." Das läßt ihn auch darüber nachdenken, ob der Planet wirklich vorhanden ist. Zusammen mit weiteren Astronomen ist er der Ansicht, daß die beiden Sterne, die nur 1,8 astronomische Einheiten voneinander entfernt sind, in der Nähe des hypothetischen Planeten womöglich Chaos im Gravitationsfeld erzeugen, und ihn damit eventuell aus dem System herausschleudern. Matt Holman von der Harvard University widerspricht dieser Meinung. Er hat mit einem Computer das Verhalten eines Planeten in einem Doppelsternsystem für Millionen verschiedene Umlaufbahnen simuliert. "Höchstwahrscheinlich wird seine Bahn stabil sein", meint er.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 28.5.1999
"Die schönsten kosmischen Linsen" - Spektrum Ticker vom 15.1.1999
"Ein Erden-ähnlicher Planet als Mikrolinse?" - Spektrum Ticker vom 2.4.1998
"Ein Doppelsternsystem mit Planeten?"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.