News: Ein Programm für mehr Gerechtigkeit
Für die Miete ging Su von der Vereinfachung aus, daß es ausreiche, wenn die beteiligten Personen annähernd zufriedengestellt sind. So ermittelt sein "Rechner für gerechte Teilung" die Miete immer wieder aufs neue und befragt die verschiedenen Zimmergenossen, welchen Raum sie unter diesen oder jenen Bedingungen wählen würden. So gelangt er immer dichter an eine Lösung heran, mit der sich alle wohl fühlen. Das wirklich schwierige an dieser relativ einfachen Idee war die mathematische Gewährleistung, daß immer eine Lösung möglich ist. Ein sehr wichtiger Bestandteil des Beweises ist ein Resultat aus der kombinatorischen Typologie, dem sogenannten Spernerschen Lemma. Diese Methode dient dazu, eine komplexe Reihe von Gleichungen zu lösen und erscheint im Dezember 1999 im American Mathematical Monthly.
"Die Leute fragen mich, ob jemand mehr erreichen könnte, wenn er die Fragen nicht wahrheitsgemäß beantwortet", sagt Su. "Die Antwort ist natürlich ja, doch wenn man ehrlich ist, erhält man garantiert eine gerechte Lösung. Das gilt auch für den Fall, wenn alle lügen." Schwierig wird es nur, wenn eines der Zimmer so schlecht ist, daß die Zimmergenossen es nicht einmal dann wollen, wenn er nichts kosten würde. Da hilft nur, eine neue Wohnung suchen oder einen neuen Mitbewohner, vielleicht einen der hart im nehmen ist.
Mathematiker sind sich einig, daß dieses Programm nicht nur bei Miet-Problemen, sondern auch bei anderen Konfliktlösungen helfen könnte. "Für mich ist das wirklich interessante an dieser Sache die Philosophie, die dahinter steckt", meint Michael Starbird von der University of Texasin Austin. "Anstatt miteinander zu diskutieren und nach einer geeigneten Lösung zu suchen, befragt man eine dritte Seite nach dem Mittelweg."
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