News: Ein Schalter im Immunsystem
Bei dem Protein PU.1 handelt es sich um einen so genannten Transkriptionsfaktor, der reguliert, wann von einem Gen eine Arbeitskopie gemacht wird. In älteren Studien fanden Singh und seine Mitarbeiter schon heraus, dass PU.1 eine wichtige Rolle bei der Ausbildung von weißen Blutzellen spielt. Schalteten sie das PU.1-Gen gentechnisch in Labormäusen aus, so konnten diese keine Vorläuferzellen mehr bilden und somit auch keine Makrophagen oder B-Zellen. Außerdem fanden sie heraus, dass PU.1 wichtig für die Differenzierung ist.
"Das hat uns vor ein Rätsel gestellt", erinnert sich Singh. "Wenn dieser einzelne Transkriptionsfaktor notwendig für die Entwicklung verschiedener Zelltypen im Immunsystem ist – von denen jeder einzelne Typ über eine ganz eigene Gen-Ausstattung verfügt – , wie kann dieser eine Faktor so unterschiedliche Programme regulieren?"
Um das zu klären, isolierten die Forscher weiße Blutzellen aus den PU.1-Knockout-Mäusen und brachten mit Hilfe von Viren das entsprechende Gen nachträglich ein. Dabei fanden sie heraus, dass die Entwicklung dieser Zellen auf diese Weise wieder angekurbelt werden konnte: So behandelt differenzierten die Zellen in eine ihrer beiden reifen Formen. Erstaunlicherweise zeigten die resultierenden Fresszellen viel höhere PU.1-Konzentrationen als die B-Zellen, die sich in derselben Kultur ausbildeten.
In Folgeexperimenten variierten Singh und seine Kollegen die PU.1-Konzentration in normalen Vorläuferzellen und stellten, dass große Mengen des Proteins zur Makrophagen-Differenzierung führt, während eine sehr geringe Konzentration die Ausbildung von B-Zellen hervorruft. "Die Idee, dass unterschiedliche Konzentrationen eines Transkriptionsfaktors die Entwicklung unterschiedlicher Zelltypen aus einem Vorläufer kontrollieren, wird schon seit längerer Zeit von Entwicklungsbiologen vermutet", erläutert Singh die Ergebnisse. Das konnte bislang nur noch nie gezeigt werden.
Auch wenn PU.1 nach Meinung des Forschers mit Sicherheit nicht allein der bestimmende Faktor ist, so eröffnen diese Ergebnisse doch interessante therapeutische Ansätze: Es wäre beispielsweise denkbar, dass dieser Protein-"Schalter" in Krebsgeweben durch Medikamente nachträglich eingeschaltet wird und möglicherweise zur Entwicklung gesunder Zellen führt.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 14.4.2000
Neue Lehrmeister für das Immunsystem
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 16.11.1999
Das Gedächtnis der Zellen
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 7.10.1999
Was B-Zellen zu B-Zellen macht
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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