Kommentar: "Ein Schlag ins Gesicht"
Der Sachverhalt, den Herr Helmut Thoma im Interview in der WELT AM SONNTAG vom 6. November 2010 dargelegt hat, widerspricht nicht nur jedem guten Geschmack, sondern verstößt auch gegen internationales Recht. Wenn Herr Thoma tatsächlich Antiken aus Palmyra ohne offizielle Ausfuhrerlaubnis erworben hat, müssten diese dem syrischen Staat als rechtmäßigem Eigentümer zurückgegeben werden.
Demnach handelt es sich bei der Beschaffung des "Grababschlusses" durch Herrn Thoma auch nicht um ein Kavaliersdelikt, sondern um den unrechtmäßigen Erwerb fremden Eigentums. Das ist schlicht und einfach: Diebstahl.
Das Interview, das übrigens auch Seriosität und Sensibilität der Redaktion der WELT AM SONNTAG vermissen lässt, ist zudem ein Schlag ins Gesicht derer, die sich seit langem für die so guten wissenschaftlichen und diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Syrien einsetzen.
Mich persönlich macht es auch deshalb besonders betroffen: Zwischen 1980 und 1984 war ich als wissenschaftlicher Referent am damals neu gegründeten Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Damaskus tätig. Seit dieser Zeit leite ich in enger Kooperation mit syrischen Kollegen Grabungs- und Forschungsprojekte in Palmyra.
Prof. Dr. Andreas Schmidt-Colinet
Institut für Klassische Archäologie
Universität Wien
Franz Klein-Gasse 1
A-1190 Wien
Gemäß dem "Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt" der UNESCO von 1972 und der so genannten Berliner Erklärung von 1988 sind Erwerb und Ausfuhr von Antiken illegal. Und das hat gute Gründe: Bei Raubgrabungen werden historische Kontexte unwiederbringlich zerstört. Und die sind es, die für die Forschung so bedeutsam sind. Archäologen sind keine Schatzgräber, sie erforschen die Kulturen der Vergangenheit!
Demnach handelt es sich bei der Beschaffung des "Grababschlusses" durch Herrn Thoma auch nicht um ein Kavaliersdelikt, sondern um den unrechtmäßigen Erwerb fremden Eigentums. Das ist schlicht und einfach: Diebstahl.
Das Interview, das übrigens auch Seriosität und Sensibilität der Redaktion der WELT AM SONNTAG vermissen lässt, ist zudem ein Schlag ins Gesicht derer, die sich seit langem für die so guten wissenschaftlichen und diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Syrien einsetzen.
Mich persönlich macht es auch deshalb besonders betroffen: Zwischen 1980 und 1984 war ich als wissenschaftlicher Referent am damals neu gegründeten Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Damaskus tätig. Seit dieser Zeit leite ich in enger Kooperation mit syrischen Kollegen Grabungs- und Forschungsprojekte in Palmyra.
Prof. Dr. Andreas Schmidt-Colinet
Institut für Klassische Archäologie
Universität Wien
Franz Klein-Gasse 1
A-1190 Wien
Schreiben Sie uns!
1 Beitrag anzeigen