News: Ein Sportlerherz ganz ohne Training
Um dem schrittweisen Verlust wichtiger Erbinformation vorzubeugen, enthalten die Chromosomen an ihren Enden Hunderte von Basenwiederholungen, so genannnte Telomere, die ähnlich den Kunststoffhüllen von Schnürsenkeln die DNA vor dem Zerfransen schützen. Und es gibt noch einen weiteren Weg, der dem Verkürzungsprozess entgegenwirkt: Das Enzym Telomerase verdoppelt gezielt die Endstücke und bewahrt die Zellen damit vor dem Altern. Bis auf wenige spezielle Körperzellen besitzen aber nur Stammzellen – etwa im Embryo – und Krebszellen diese Eigenschaft.
Herzmuskelzellen hingegen müssen ohne diese Enzymausstattung auskommen. So hat ein Absterben großer Mengen an Myozyten bei Infarkten und einigen Herzerkrankungen oft verheerende Folgen: Dem Herzmuskel fehlt nun eine Amada sich kontrahierender Zellen und die Arbeitskraft des Organs sinkt. Es kann nicht mehr genug Blut in den Körper pumpen, der nun unterversorgt ist. Doch warum sollten nicht auch Herzmuskelzellen mit dem erneuernden Enzym Telomerase ausgestattet werden, dachten sich Forscher des Baylor College of Medicine. Dazu veränderten sie Mäuse gentechnisch derartig, dass diese auch nach ihrer Geburt Telomerase in den Herzzellen herstellten, während ihre normalen Artgenossen die Produktion zu diesem Zeitpunkt einstellen.
Die Tiere im Labor von Michael Schneider konnten offensichtlich gar nicht genug Herzmuskelzellen haben. Auch noch einen Monat nach der Geburt wuchsen die Zellen unbeirrt, teilten sich fleißig und produzierten mehr Abkömmlinge als die Kontrolltiere. Schließlich stoppten die Zellen ihre rege Teilung und wuchsen stattdessen in die Breite. Diese Zellveränderung ist eigentlich als Hypertrophie bekannt und schwächt normalerweise den Herzmuskel, da die vergrößerten Zellen weniger leisten. Doch entgegen der Erwartung ging es den Tieren gut. Ihre vergrößerten Herzen ähnelten denjenigen von gut durchtrainierten Leistungssportlern und zeigten keine Spuren von versteiftem, harten Gewebe, das oft bei Herzerkrankungen auftritt.
Erlitten diese Mäuse einen Herzinfarkt, verloren sie außerdem viel weniger Zellen als die Kontrolltiere. Besonders diese Beobachtung ist aus klinischer Perspektive interessant. Nun hoffen die Forscher, dass auch adulte Herzen durch eine zusätzliche Gabe des Enzyms Telomerase vor den Folgen eines Infarktes geschützt werden könnten. Auf dieser Basis könnten zukünftig eventuell Therapien entwickelt werden, um Herzerkrankungen zu mildern.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.