Milchstraße : Ein Stern wird geboren
Sterne entstehen, wenn eine Gaswolke unter ihrem eigenen Gewicht kollabiert. Wenn die Dichte in der Wolke einen kritischen Wert überschreitet, beginnen Wasserstoffkerne zu fusionieren, und der neugeborene Stern beginnt zu leuchten.
So weit, so gut – aber die Details dieses Prozesses sind zum Teil noch unklar. Aufschluss könnte eine bisher einzigartige Entdeckung in der Sternentstehungsregion L1448 geben. Diese Region befindet sich in einer Entfernung von 800 Lichtjahren von der Erde im Sternbild Perseus.
Das rätselhafte Objekt sendet sehr schwache Strahlung im Millimeterbereich aus und ist auf Infrarotaufnahmen im Mikrometerbereich ganz unsichtbar. Das würde darauf hindeuten, dass es sich um einen "prestellar core" handelt – eine Gaswolke, deren Kollaps erst vor wenigen tausend Jahren begann. Die Temperatur einer solchen Wolke ist noch so niedrig, dass sie kaum Strahlung abgibt.
Dazu passt aber eine andere Messung nicht: Das Objekt schleudert offenbar Gas mit hoher Geschwindigkeit von sich, also muss es ein Magnetfeld besitzen. Das weist eher auf einen "Protostern" hin, eine spätere Phase der Sternentstehung. Aber alle bekannten Protosterne lassen sich auf Infrarotaufnahmen erkennen, da die Temperatur in dem zukünftigen Stern dann bereits einige tausend Kelvin beträgt.
Astronomen ziehen aus den widersprüchlichen Messungen die Schlussfolgerung, dass es sich hier um einen unfertigen Stern in einer Übergangsphase handelt: Eine Zwischenstufe zwischen einem "prestellar core" und einem Protostern. Simulationen ergaben, dass diese Übergangsphase nur wenige tausend Jahre dauern kann – also ist es ein enormer Glücksfall, solch ein Objekt zu entdecken.
Manuela Kuhar
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