News: Ein Test für Trisomie 21
Bisher ließ sich Trisomie 21 nur durch eine Analyse der Chromosomen in den Zellen des Embryos sicher nachweisen. Dafür entnehmen Ärzte mit einer langen Hohlnadel Fruchtwasser aus der Gebärmutter, aus dem sie dann fötale Zellen gewinnen. Diese Prozedur ist jedoch nicht ungefährlich, denn sie kann in einem Prozent der Fälle zu einer Fehlgeburt führen. Daneben gibt es noch Tests, die das Blut der Mutter auf abnormale Hormongehalte untersuchen. Sie haben aber nur eine Erfolgsquote von 60 Prozent.
Doch das Blut der Mutter enthält auch Zellen ihres Kindes. Allerdings sind sie in der zellulären Fraktion, die aus Proben abzentrifugiert wird, sehr selten, und es ist darum sehr aufwändig und teuer, sie daraus zu isolieren. 1997 konnten Y. M. Dennis Lo und seine Kollegen von der Chinese University of Hongkong aber zeigen, dass sich fötale Zellen auch im Blutplasma der Mutter finden und abtrennen lassen – bis dahin galt das allgemein als unmöglich. Nun gelang den Wissenschaftler der nächste Schritt: Sie wiesen an diesen Zellen nach, ob ein Kind im Mutterleib das dritte Chromosom 21 trägt oder nicht (The Lancet vom 25. November 2000).
Die Wissenschaftler isolierten Zellen aus dem Blutplasma von drei Frauen, deren Föten laut Fruchtwasseruntersuchung oder Chorionbiopsie eine Trisomie 21 aufwiesen. Als Kontrollgruppe dienten zehn Frauen, deren Nachwuchs keine Chromosomenanomalien zeigten.
Die Forscher fixierten die aus dem Plasma isolierten Zellen und analysierten sie mit Hilfe einer Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) unter dem Mikroskop. In allen drei Fällen konnten sie deutlich Zellen erkennen, die drei Kopien des Chromosoms 21 trugen. Insgesamt machten diese Zellen einen Anteil von 0,4 bis 0,8 Prozent der untersuchten Zellkerne aus.
Bevor der Test aber die Fruchtwasseruntersuchung ablösen kann, müssen noch weitere Studien durchgeführt werden, gibt Lo zu bedenken. "Was wir gemacht haben, ist der Beweis eines Prinzips", erklärt er. Kritiker warnen davor, dass der Test womöglich die Zahl der Abtreibungen steigern wird. Doch Sarah Waights von der Down's Syndrome Association zerstreut diese Bedenken: "Pränatale Diagnostik und Abtreibung gehen nicht Hand in Hand. Viele Menschen möchten wissen, ob ihr Kind das Down-Syndrom haben wird, damit sie sich selbst darauf einstellen können, dieses Kind großzuziehen."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 6.10.2000
"Neue Methode zur dreidimensionalen Gendetektion"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 23.7.1999
"HIV-Schutz für die Schwächsten unter den Ärmsten"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 21.9.1998
"Es sind nicht nur die Mütter schuld..."
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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