News: Ein unbekannter Weg zum Tumor
Die Bedeutung des Produktes von CYLD ist den Entdeckern allerdings noch nicht klar. Erste Hinweise auf die Funktion bekommen die Wissenschaftler, wenn sie die DNA-Sequenz in die Aminosäurenfolge eines Proteins übersetzen und mit bekannten Eiweißsequenzen vergleichen. Einige Abschnitte von CYLD ähneln Proteinen, welche die Anlagerung von Zellorganellen an die Mikrotubuli organisieren – ähnlich einer Rangierlok, die auf einem Verschiebebahnhof die Waggons auf das richtige Gleis setzt. Denn als Strukturen des Cytoskeletts organisieren Mikrotubuli die zellulären "Verkehrswege". Andere Regionen des CYLD-Proteins erinnern an Enzyme, die das Molekül Ubiquitin kontrollieren. Ubiquitin ist der zelluläre Protein-Marker, der anzeigt, dass sein Träger abgebaut oder entfernt werden soll.
"Funktionsausfälle in einem der beiden Bereiche könnten bewirken, dass eine Zelle zu einer Tumorzelle entartet", sagt Stratton. Das Besondere daran: Die Wissenschaftler hatten bisher keine dieser Bedeutungen mit Krebs in Verbindung gebracht. Daher könnte ihnen das CYLD-Gen tatsächlich einen ganz neuen Mechanismus zur Tumorentstehung erschließen. Der Genetiker Ramon Parsons von der Columbia University stimmt Stratton zu: "Dies ist eine gründliche, maßgebliche Untersuchung." Die zukünftige, darauf aufbauende Arbeit wird sicherlich sehr spannend sein.
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