News: Ein urzeitlicher Unterkiefer - doch leider ohne Zähne
Insofern sehen sich Mania, Professor an der Universität Jena, und Vlcek durch den Neufund in ihrer taxonomischen Einordnung des Bilzingslebener Urmenschen auf der Basis früherer Funde bestätigt. Insgesamt 28 Knochenfragmente, die zwei Individuen zugeordnet werden, ergeben in der Schädelrekonstruktion das eindeutige Bild einer erectoiden Form. "Die Beweiskette ist durch den Bilzingslebener Unterkiefer, der sicher einem dritten Individuum gehörte, nun erheblich dichter", erläutert Mania.
Als Forschungsstelle von Weltrang stufen internationale Anthropologen den Bilzingslebener Travertinsteinbruch allerdings nicht auf Grund der hominiden Fossilien ein, sondern wegen des einzigartigen Kontextes der Komplexfundstätte. In 30-jähriger Arbeit haben Mania und sein kleines Team eine urmenschliche Siedlung auf einem 1 500 Quadratmeter großen Areal freigelegt und rund sechs Tonnen Fundmaterial geborgen: faunistische Fossilien, quasi als Speisereste der erectus-Sippe, ebenso Waffen und Werkzeuge vom nadelgroßen Feuersteinartefakt bis zum zentnerschweren Amboss. Nachweisbar sind ferner drei Hütten- und Feuerplätze sowie ein merkwürdiges, mit flachen Steinen und Tierknochen "gepflastertes" Oval, das vermutlich ideell-kultischen Handlungen diente. "Damit haben wir den schlüssigen Beweis für soziale Strukturen und die beachtliche Kulturfähigkeit dieses europäischen Homo erectus", so Mania.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 13.10.1999
"Die ersten Europäer?" - Spektrum Ticker vom 11.8.1999
"Wie Rüben die Welt veränderten" - Spektrum Ticker vom 14.7.1998
"Viel Asche um nichts"
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