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News: Ein wahrlich astronomischer Raub

Astronomen haben mit dem Hubble-Weltraumteleskop beobachtet, wie eine gigantische Galaxie ihren Nachbargalaxien ganze Sternenhaufen entreißt. Diese Entdeckung läßt die Evolution elliptischer Galaxien in einem neuen Licht erscheinen.
M87 im Sternbild Jungfrau ist eine gewaltige Galaxie in rund 50 Millionen Lichtjahren Entfernung. Eric Neilsen, Zlatan Tsvetanov und Holland Ford von der Johns Hopkins University untersuchten sie und ihre Begleiter, um die Abstände zwischen der Erde und einigen Galaxien zu vermessen. Außerdem wollten sie herausfinden, welche von ihnen Satelliten von viel größeren Galaxien sind, und schließlich die Sternenhaufen in ihnen erforschen.

Innerhalb von M87 entdeckten die Astronomen Sternenhaufen, die sich wahrscheinlich nicht dort gebildet haben, sondern in den Satellitengalaxien NGC4486B und NGC4478 entstanden sind. Diese beiden Galaxien erscheinen sehr kompakt, so als seien ihre Randbereiche irgendwie verschwunden. „Unser Modell, warum das geschehen ist, sieht so aus, daß diese Teile von einem Nachbarn geraubt wurden“, erklärt Neilsen. „Nach unseren Daten sind die Sternenhaufen ebenso geraubt worden wie die einzelstehenden Sterne, welche den Großteil der Galaxien ausmachen“.

Die beiden Satellitengalaxien selbst enthalten in ihren Außenbezirken viel weniger Sternenhaufen, als zu erwarten wäre, und die Häufigkeit nimmt in Richtung auf M87 drastisch ab. Deshalb ist M87 für die Wissenschaftler die Hauptverdächtige.

Doch M87 kann mildernde Umstände geltend machen. Von den Sternenhaufen ließen sich zwei Varianten unterscheiden: eine „rote“ und eine „blaue“ Form. Während die roten Haufen vornehmlich in der Nähe des galaktischen Zentrums zu finden waren, kamen die blauen Cluster auch in den Randbereichen vor. Diese Ergebnisse unterstützen die Theorie, daß M87 durch Verschmelzen zweier kleinerer Galaxien entstanden ist.

Neilsen und seine Kollegen haben ihre Resultate am 7. Januar 1998 auf dem Jahrestreffen der American Astronomical Society präsentiert.

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