News: Ein Wiedersehen mit den verlorenen Töchtern des Uranus
Das Datenmaterial reichte allerdings nicht aus, um die Umlaufbahnen der Monde hinreichend genau zu bestimmen und für die Zukunft zu berechnen. Für Beobachtungen mit erdgebundenen Teleskopen waren die Trabanten mit ihren nur etwa 40 Kilometern Durchmesser zu klein, so dass sie aus dem Blickfeld verschwanden, als Voyager 2 seine Reise in Richtung Neptun fortsetzte. Als schließlich das Hubble Space Telescope mit seiner leistungsstarken Optik in seine Erdumlaufbahn schwenkte, wusste schon längst niemand mehr, wo nach Cordelia und Ophelia zu suchen wäre.
Schließlich begann Erich Karkoschka von der University of Arizona, sich für die Uranusbegleiter zu interessieren. Er überlagerte in seinem Computer Fotos, die Hubble im Jahre 1997 geschossen hatte, beachtete jeden einzelnen Bildpunkt und berücksichtigte die möglichen Umlaufbahnen, wie sie aus den Voyager 2-Daten hervorgingen. Als Lohn für seine Mühe tauchte Ophelia aus den Tiefen auf. Cordelia blieb hingegen verschollen.
Inzwischen beschritten Richard French vom Wellesley College und Phil Nicholson von der Cornell University einen ganz anderen Weg: Sie suchten nach Schwankungen in der Form der Uranusringe. Erst 1977 hatten Astronomen überhaupt bemerkt, dass der Uranus über ein Ringsystem verfügt. Damals hatte es einen Hintergrundstern im Vorrüberziehen verdeckt. Mittlerweile ist bekannt, dass es sich um elf Einzelringe handelt, deren äußerster am hellsten ist und vermutlich aus meterdicken Eisbrocken besteht. Genau wie seine Nachbarn reflektiert er jedoch auch weniger als ein Prozent des Sonnenlichtes. Deshalb vermessen Forscher auch heute noch das Flackern von Sternen, die hinter dem Uranus verschwinden, wenn sie Informationen über sein Ringsystem gewinnen möchten.
French und Nicholson werteten dieses Material aus, das sich seit 1977 angesammelt hatte. Statt direkt nach den Monden zu suchen, hofften sie, periodische Verformungen der Ringe zu finden, welche auf die Gravitation der beiden Trabanten zurückgingen. Am Rande des epsilon-Ringes wurden sie fündig. Ihre Berechnung der mutmaßlichen Position von Ophelia stimmte sehr gut mit dem Ort überein, den Karkoschka anhand der Hubble-Bilder ermittelt hatte. Als dieser die Fotos noch einmal nach den Vorschlägen von French musterte, fand er tatsächlich auch die vermisste Cordelia.
Die beiden Monde bewegen sich auf fast identischen Umlaufbahnen knapp innerhalb beziehungsweise außerhalb des epsilon-Ringes. Cordelia läuft innen vorweg und beschleunigt die Teilchen, welche sich näher am Uranus befinden, so dass sie durch die Fliehkraft nach außen getrieben werden. Die nachfolgende Ophelia bremst die äußeren Partikel aber wieder, wodurch die Gravitation des Planeten sie wieder nach innen zwingt. Im Ergebnis sorgen die Monde für einen schmalen Ring mit scharfen Grenzen. Oder wie die Amerikaner sagen: "Die beiden Monde wirken als Schäferhunde." Doch wer mag zwei lang verschollene Damen schon guten Gewissens mit Schäferhunden vergleichen?
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 30.7.1999
"Ein neuer Spitzenreiter" - Spektrum Ticker vom 21.5.1999
"Ein neuer Mond für Uranus" - Spektrum Ticker vom 5.11.1997
"Zwei neue Exzentriker unter den Monden des Uranus"
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