News: Ein zweites Sonnensystem?
Vor zwei Jahren entdeckten Astronomen der San Francisco State University einen Planeten, der 55 Cancri umläuft. Die Masse dieses als 55 Cancri b bezeichneten Himmelskörpers wurde auf eine bis 100 Jupitermassen geschätzt – je nachdem, in welchem Winkel seine Umlaufbahn relativ zur Erdbahn geneigt ist. Da 55 Cancri b zehnmal enger seinen Stern umrundet als die Erde die Sonne, ist es mit den heutigen Mitteln nicht möglich, ihn direkt zu beobachten oder zu photographieren.
David E. Trilling und Robert H. Brown von der University of Arizona nutzten für ihre Studien die Infrared Telescope Facility (IRTF) auf dem Mauna Kea, Hawaii, und "Co Co", den Cold Coronograph. Mit diesem Koronographen wird das Licht des Zentralsternes abgeblockt, so daß seine Umgebung, die er sonst überstrahlt, gut zu sehen ist. Im Wellenlängenbereich zwischen 1,5 und 2,4 Mikrometern entdeckten die beiden Forscher die Materieansammlung um den Stern (Nature vom 22. Oktober 1998).
Nach Aussage von Trilling erstreckt sich die Staubscheibe von weniger als 27 Astronomischen Einheiten Entfernung vom Stern – bis hierhin deckte der Koronograph das Beobachtungsfeld ab – auf etwa 44 Astronomische Einheiten. Die Spektralanalyse ergab eine große Ähnlichkeit zum Kuipergürtel. Die Daten passen zu einer Zusammensetzung, die Methaneis beinhaltet sowie eine Art von Kohlenwasserstoff, die auf Pluto vorkommt, und Kohlenwasserstoffe des Kuipergürtels.
Aus ihren Werten konnten die Wissenschaftler sogar auf den Neigungswinkel des Systems und somit auf die Masse des Planeten schließen. Ungefähr 1,9mal so viel wie Jupiter wiegt er. Nach einer Theorie, die Trilling mit einigen Kollegen aufgestellt hat, ist der Planet nach seiner Entstehung auf eine engere Umlaufbahn gewandert und hat dabei die relativ helle Materiescheibe zurückgelassen.
Die Entdeckung dieser Kuipergürtel-ähnlichen Scheibe und des Planeten um 55 Cancri stärkt die Annahme, daß es viele Planetensysteme wie das unsere in der Galaxis gibt. "Je mehr analoge [Systeme] wir finden, umso mehr Daten können wir deuten, um bessere Theorien zu erstellen. Dann können wir mehr beobachten und uns vorstellen, wie Planeten und Sonnensysteme entstehen", sagt Trilling.
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.