Cro-Magnon-Mensch: Einblicke in ein fossiles Gehirn
Auch wenn das Gehirn des vor 28 000 Jahren verstorbenen "Cro Magnon 1" heute nicht mehr erhalten ist, kann es nun zumindest virtuell erforscht werden: dank digitaler Technik und eines "Negativabdrucks" in der Schädelhöhle.
In einem Pariser Krankenhaus wurde der Schädel des so genannten Cro-Magnon-Menschen – dem ersten in Europa heimischen Homo sapiens – im Computertomografen gescannt und millimeterweise durchleuchtet. Die Einzelaufnahmen wurden anschließend am Computer wieder zu einer simulierten 3-D-Kopien zusammengesetzt.
Über die reine Bildgebung hinaus lieferten die gesammelten Daten von Antoine Balzeau vom Centre national de la recherche scientifique und seinen Kollegen schon erste Erkenntnisse zur Knochendicke sowie zu den luftgefüllten Hohlräumen in den Schädelknochen des Cro-Magnon-Menschen. Das Endokranium zum Beispiel – die Skelettinnenhaut zwischen Schädel und Gehirn – war bei ihm um etwa 15 Prozent voluminöser als bei heute lebenden Menschen. Auch das Gehirn von "Cro-Magnon 1" war größer: Zu diesem Schluss kommen die Forscher anhand des Negativabdrucks, den eben jenes Endokranium in der Schädelhöhle hinterlassen hat. Selbst einzelne Gehirnregionen sind dort wieder sichtbar geworden.
Der von Balzeau untersuchte "Cro-Magnon 1" war schon 1868 entdeckt worden und ist das erste je gefundene Exemplar dieses Typs. Er und seinesgleichen lebten im Europa des Jungpaläolithikums und waren umherziehende Jäger und Sammler. Sie waren mit durchschnittlich 170 Zentimetern Körpergröße recht groß und robust gebaut. Doch auch wenn sie mit kräftigen Augenwülsten, tief liegenden Augenhöhlen und einer breiten Nase optisch etwas den zeitgleich lebenden Neandertalern ähnelten, gehören sie eindeutig zu unserer Spezies, dem Homo sapiens. (nm)
© epoc
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