Direkt zum Inhalt

Extrasolare Planeten: Eine Welt wie ein Wattebausch

Nur 0,059 Gramm pro Kubikzentimeter beträgt die mittlere Dichte des neu entdeckten Exoplaneten WASP-193b. Damit zählt diese Welt zu den Leichtgewichten.
Illustration des Exoplaneten WASP-39b, eines Gasriesen, der von einem Stern angestrahlt wird.
Anderthalbmal so groß wie Jupiter, aber bloß ein Siebtel von dessen Masse: Der Exoplanet WASP-193b hat eine extrem geringe Dichte von nur 0,06 Gramm pro Kubikzentimeter.

Ein internationales Team um Khalid Barkaoui am EXOTIC Laboratory der Universität Lüttich in Belgien entdeckte einen außergewöhnlich leichtgewichtigen Exoplaneten. Dieser erreicht etwa die anderthalbfache Größe von Jupiter, weist dabei jedoch nur ein Siebtel von dessen Masse auf. Das verleiht ihm eine extrem niedrige Dichte von etwa 0,059 Gramm pro Kubikzentimeter, was vergleichbar mit der von Zuckerwatte (0,05 Gramm pro Kubikzentimeter) ist. WASP-193b gehört damit zu den Exoplaneten mit der geringsten jemals gemessenen Dichte. Der Planet mit der geringsten Dichte in unserem Sonnensystem ist der Ringplanet Saturn, der auf 0,69 Gramm pro Kubikzentimeter kommt.

WASP-193b befindet sich in einer Entfernung von 1200 Lichtjahren zur Erde und umrundet einen sonnenähnlichen Stern der Spektralklasse F in einem Abstand von nur etwa sechs Millionen Kilometern, rund sieben Prozent des Abstands Erde–Sonne. Er benötigt für eine Umkreisung 6,2 Tage. Durch die Nähe zu seinem Zentralgestirn heizt sich der Planet stark auf, so dass die Ausdehnung seiner Atmosphäre diejenige von Jupiter um mehrere zehntausend Kilometer übertrifft. Berechnungen ergaben, dass die Temperatur auf seiner Tagseite auf mehr als 900 Grad Celsius ansteigt. Dies ist etwa das Doppelte der Temperatur, die auf der Venus herrscht, dem heißesten Planeten unseres Sonnensystems.

Die einzigartigen Eigenschaften von WASP-193b werfen Fragen bezüglich der Struktur von heißen Gasplaneten auf. So widerspricht diese Welt jeglichen theoretischen Modellen der Planetenentwicklung, die üblicherweise bei heißen Gasriesen angenommen werden. Das Team vermutet, dass der neu entdeckte Planet ähnlich wie Jupiter und Saturn hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium besteht. Die geringe Dichte von WASP-193b lässt sich jedoch nicht einmal mit der unrealistischen Annahme einer Struktur ohne festen Kern beschreiben. Möglicherweise verursacht eine noch unbekannte Energiequelle tief im Inneren des Planeten die extreme Ausdehnung der Atmosphäre.

Weitere Untersuchungen mit Blick auf seine Atmosphäre und Zusammensetzung, insbesondere mit dem James Webb Space Telescope (JWST), sind erforderlich, um das Rätsel um WASP-193b zu lösen. Sie könnten neue Erkenntnisse über die Vielfalt und Entstehung von Planeten ermöglichen.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.