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News: Eine gesunde Lebensweise ist wichtiger

Die Menschen in den Industriestaaten werden immer älter: Diesen Erfolg können sich die Ärzte allerdings nur zu einem kleinen Teil auf ihre Fahnen heften. "Die Fortschritte in der Medizin tragen nur zu rund 20 Prozent zur gesteigerten Lebenserwartung bei", erklärte der Leiter des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin an der Universität Münster, Professor Ulrich Keil am 25. August 1998 am Rande des 20. Kongresses der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Wien.
"Nach wie vor gelten eine gesunde Ernährung, körperliche Aktivität und Nichtrauchen als wichtigste Faktoren zur Lebensverlängerung", so Keil. Noch immer würden allerdings selbst in Ärztekreisen diese Aspekt zu oft unterschätzt und stattdessen die Möglichkeiten der Medizin hervorgehoben. Dabei hätten viele Studien die Komplexität im Zusammenwirken von Lebensführung und Erkrankungen erwiesen.

So hätte sich gezeigt, daß bei rauchenden Infarktpatienten das Risiko für einen Folgeinfarkt stärker zurückgehe, wenn sie das Rauchen aufgeben, als wenn chirurgische Eingriffe wie eine Bypass-Operation vorgenommen werden – und der Patient weiterraucht. Auch könne niemand behaupten, daß in Kreta die medizinische Versorgung besser sei als in Mitteleuropa. Trotzdem würden auf Kreta die Menschen so alt wie sonst nirgends in Europa, führte Keil aus. Der Grund dafür sei schlicht in der Ernährungsweise zu suchen, die auf Kreta vergleichsweise gesünder sei.

Professor Keil konstatiert den Medizinern allerdings einen zunehmenden Sinneswandel hin zur Vorsorge. Beim Kardiologenkongreß in Wien sei der Saal bei einer Veranstaltung zur Prävention von Herzerkrankungen mit 700 Zuhörern fast restlos gefüllt gewesen, und daß trotz der Veranstaltungszeit früh am Morgen. "Vor zehn Jahren hätten vielleicht 13 Kardiologen teilgenommen", so Keil.

Die Anstrengungen in Richtung Prävention müßten aber noch wesentlich ausgebaut werden, forderte Keil. Dazu gehörten auch massive Hilfsangebote für Patienten, die ihren Lebensstil ändern und damit Risikofaktoren beispielsweise für einen Folgeinfarkt ausschalten wollten. Viele, vor allem starke Raucher könnten allerdings nicht allein aus eigener Kraft von der Zigarette loskommen, nicht nur weil sie automatisierte Gewohnheiten haben – wie etwa die Zigarette zum Kaffee – sondern weil sie auch schlicht süchtig seien. "Diesen Personen müssen wir helfen, indem wir ihnen Nikotinsubstitutionen wie Pflaster anbieten", apellierte Keil an seine Medizinerkollegen.

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