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News: Eine gute Seite von Nikotin

Die weit verbreitete Droge Nikotin ist bei Medizinern nicht allzu hoch angesehen. Ein klein wenig dieses Alkaloids könnte allerdings eine große Hilfe für Menschen darstellen, die am Tourette Syndrom leiden. Offenbar können geringe Mengen von Nikotin laut neuen amerikanischen Studien die Wirkung von Medikamenten verstärken und somit dem Patienten erlauben, seine Dosis zu senken.
Menschen mit Tourette Syndrom haben verbale und muskuläre Störungen, so genannte Tics. Sie zucken, winken, schneiden Grimassen, schütteln unkontrolliert ihren Kopf, und manchmal bellen sie auch oder stoßen Flüche aus. Viele der rund 100 000 Kinder in den USA, die an dieser Krankheit leiden, bekommen geringe Dosen von starken antipsychotischen Medikamenten wie etwa Haloperidol verabreicht, um die Symptome weitestgehend zu unterdrücken. Die Arzneimittel beeinträchtigen allerdings das Denkvermögen und die Bewegungsfähigkeit der Patienten und haben weitere ernste Nebenwirkungen wie Schwindelgefühl, Kopfschmerzen und Dehydration.

Im Laufe des letzten Jahrzehntes fanden Paul Sanberg von der University of Florida und andere Neurowissenschaftler vereinzelt Hinweise darauf, dass geringe Mengen an Nikotin von Pflastern oder Kaugummis den beruhigenden Effekt von antipsychotischen Arzneimitteln unterstützen. Die Forscher vermuteten daher, dass die Dosierung der Medikamente vielleicht gesenkt werden könnte, wenn die Kinder gleichzeitig geringe Mengen des Alkaloids erhielten. "Wir reden hierbei nicht von Tabak", betont Sanberg.

Um seine Hypothese zu testen, führte der Wissenschaftler und seine Kollegen einen Doppelblindversuch mit 70 Kindern im Alter zwischen 8 und 17 Jahren durch. Die Hälfte der untersuchten Patienten trug Hautpflaster, die sieben Milligramm Nikotin pro Tag freisetzten, während die andere Hälfte Placebopflaster bekam. Alle Versuchspersonen behielten ihre Medikation während der Studie bei. Die erste Gruppe verhielt sich sehr viel "normaler" – sie zeigte weniger Tics und verbale Entgleisungen, berichtete Sanberg am 21. Februar 2000 auf dem jährlichen Treffen der American Association for the Advancement of Science. Selbst wenn die Wissenschaftler die Haloperidol-Dosis der Teilnehmer in der Mitte der Studie senkten, "blieb das Ausmaß der Verbesserung bestehen". Details seiner Untersuchungen wird Sanberg demnächst veröffentlichen.

Den Ergebnissen dieser sowie vorangegangener Studien zufolge, entwickelten die Kinder keine Abhängigkeit zum Nikotin. Allerdings traten geringe Nebenwirkungen auf, wie Magenbeschwerden und durch das Pflaster verursachter Juckreiz. Sanberg und seine Kollegen versuchen nun eine nikotinähnliche Substanz zu finden, die keine derartigen unerwünschten Effekte auslöst und oral verabreicht werden kann.

Viele Wissenschaftler haben die Veröffentlichung der Ergebnisse gespannt erwartet, sagt der Neurologe Gerald Erenberg von der Cleveland Clinic Foundation in Ohio. Aber "da Nikotin als solch ein 'Bösewicht' angesehen wird, sind wir den Resultaten gegenüber verhalten eingestellt", erklärt er und hofft, dass verschiedene andere Wissenschaftler die Studie wiederholen werden.

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