Darmphysik: Eine gute Wurst dauert zwölf Sekunden
Egal ob Katze oder Elefant – alle Säugetiere verrichten ihr großes Geschäft etwa gleich schnell. Das berichtet eine Arbeitsgruppe um Patricia Yang vom Georgia Institute of Technology anhand ausführlicher Videobeobachtungen aus dem Zoo von Atlanta und physikalischer Messungen an Fäkalien und Darmschleim. Demnach ist es egal, wie groß das Tier ist – die Zeit für die Freisetzung des in der Fachsprache als Bolus bezeichneten Produkts ist erstaunlich konstant, wie die Forscherin im Journal "Soft Matter" berichtet. Im Mittel dauert der Vorgang bei den 23 beobachteten Tierarten zwölf Sekunden, und das, obwohl sich die Länge des Enddarms um den Faktor zehn unterscheidet. Das liege daran, dass bei dem Prozess vorgeformte Ballen ausgestoßen würden, die den Darm wie auf einer Rutsche verließen. Die dickere Schleimschicht bei größeren Tieren ermöglicht eine höhere Geschwindigkeit, so dass die Dauer etwa konstant bleibt.
Körperformen und ihre Funktionen lassen sich bei Tieren nicht beliebig in gleichem Maßstab vergrößern – zum Beispiel würde eine zehn Meter lange Ameise unter ihrem eigenen Gewicht einfach zusammenbrechen. Es ist also nicht selbstverständlich, dass die Produktion eines Haufens bei allen untersuchten Säugetieren in ungefähr der gleichen Zeitspanne, zwischen etwa fünf und 20 Sekunden, abläuft.
Wie Yang berichtet, besitzen große Tiere zwar einen deutlich längeren Enddarm mit umfangreichem Volumen, die Menge der Fäkalien spielt in dem Modell der Wissenschaftlerin jedoch keine besondere Rolle. Das liegt daran, dass der Darm ihrer Ansicht nach eben nicht wie eine Tube funktioniert, sondern vorproduzierte Portionen ausstößt wie etwa ein Tablettenspender. Tatsächlich scheint der Prozess bei größeren Tieren sogar tendenziell schneller zu gehen. Nach der von Yang aufgestellten Formel hätte der größte bekannte Dinosaurier, der etwa 40 Meter lange Argentinosaurus huinculensis, seinen Bolus innerhalb von lediglich fünf Sekunden produziert.
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