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News: Eine Mordslust

Pheromone sind Duftstoffe, die bei vielen Arten des Tierreichs Paarungsbereitschaft signalisieren - und der Mensch scheint da keine Ausnahme zu sein. 36 Frauen testeten synthetische Pheromone und führten die Männerwelt an der Nase herum.
"Was er begehrte, war der Duft gewisser Menschen: jener äußerst seltenen Menschen nämlich, die Liebe inspirieren. Diese waren seine Opfer."

In Patrick Süskinds Roman "Das Parfum" tötet der Serienmörder Jean-Baptiste Grenouille die erotischsten Frauen, um sie ihres betörenden Dufts zu berauben und diesen in Flakons abzufüllen - ständig auf der Suche nach dem perfekten Parfum.

Das hätte er - zumindest in Ansätzen - auch einfacher haben können, glaubt man einer Studie von Norma McCoy und Lisa Pitino von der San Francisco State University. Derzufolge genügt es, das Lieblingsparfum mit ein paar Pheromonen anzureichern, um die sexuelle Attraktivität auf das andere Geschlecht zu steigern.

Pheromone sind Duftstoffe, die Kommunikation unter Tieren ermöglichen. Dabei sind sie eigentlich geruchslos, stimulieren jedoch wahrscheinlich entweder das Riechepithel oder das Vomero-Nasalorgan in der Nase, welche die Signale an das Gehirn weiterleiten. Viele Tiere scheiden daher Pheromone aus, um potenziellen Partnern ihre Paarungsbereitschaft mitzuteilen.

Die 36 weiblichen Lockvögel der Studie wollten mithilfe synthetischer Pheromone nun zumindest die "Romantik in ihrem Leben beleben". Denn mit diesem Versprechen warben McCoy und Pitino um gesunde, heterosexuelle Frauen mit regelmäßigen Monatsblutungen, die zur Zeit der Studie nicht die Pille nahmen und nicht verheiratet waren oder eine eheähnliche Beziehung führten.

Und für die meisten sollte sich dieses Versprechen auch erfüllen.

Doch zuerst mussten sie zwei Wochen lang täglich ihr momentanes Sexualleben dokumentieren - in sieben Rubriken: "Zärtlichkeiten, Zuneigung und Küssen", "Neben einem romantischen Partner Schlafen", "Geschlechtsverkehr", "Rendez-vous", "zwanglose Verabredung", "Anzahl der Annäherungsversuche von Männern" und "Selbstbefriedigung".

Erst dann wurden die vermeintlichen Sexuallockstoffe verteilt. Doch nur 19 der 36 Flakons enthielten in ihrer durchsichtigen, geruchsfreien Flüssigkeit die synthetisch hergestellten Pheromone - die restlichen 17 konnten daher allenfalls als Placebos wirken.

In der Ungewissheit, ob sie nun wirklich einen Scharfmacher erwischt hatten, mischten alle Frauen ihre jeweiligen Lieblingsparfums - insgesamt 34 verschiedene Duftnoten - mit dem ominösen Inhalt der Fläschchen und tupften sich zwölf Wochen lang täglich je zwei oder drei Tropfen unter ihre Nase, auf ihre Wangen und hinter ihre Ohren.

Und es wirkte tatsächlich: während die Placebos lediglich bei 23 Prozent der Frauen anschlugen, wurden offenbar ganze 74 Prozent der Pheromon-Trägerinnen attraktiver für die Männerwelt. Besonders die ersten vier Rubriken, also die, bei denen man mit einem Partner so richtig intim wird, wurden dabei mit Neueinträgen überhäuft.

So berichtete eine Probandin, dass sie davor eigentlich nur so einmal pro Woche mit einem Partner zärtlich geworden war. Mit dem Scharfmacher drehte sich das ganze dann um, und sie hatte eher einmal die Woche keinen Zärtlichkeitsaustausch - ja, sogar viermal die Woche richtigen Sex.

Den gab es auf jeden Fall genügend bei Grenouilles Hinrichtung. Denn aus all den gesammelten Extrakten hatte er sich schließlich das perfekte Parfum gemischt - Und diese Duftnote war derart stimulierend, dass er, als er zum Schafott treten sollte, eine sexuelle Massenorgie auslöste und flüchten konnte.

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