Zwergplanet Ceres: Raumsonde Dawn in niedriger Umlaufbahn um Ceres angekommen
Die Mission der US-Raumsonde Dawn, die sich in einer Bahn um den Zwergplaneten Ceres befindet, ist am 17. August 2015 in eine neue Phase eingetreten. Seit diesem Datum erkundet die Sonde den Himmelskörper aus einer Höhe von 1470 Kilometern und erfasst seine Oberfläche mit einer räumlichen Auflösung von 140 Metern pro Bildpunkt. Nun wurden erste Bilder aus dem "High Altitude Mapping Orbit" (HAMO) vorgestellt – darunter eine Aufnahme eines pyramidenförmigen Bergs, der schon auf den ersten Detailbildern der Sonde aus größerer Entfernung aufgefallen war. Er hat eine Höhe von rund sechs Kilometern und übertrifft damit deutlich den Mont Blanc in den französischen Alpen. Die neuen Bilder enthüllen, dass sein Gipfel eine Hochebene mit zahlreichen kleinen Einschlagkratern ist, von der an den Kanten viele Dutzend Hangrutschungen ausgehen. Viele von ihnen sind deutlich heller als die unmittelbare Umgebung. Woraus sie bestehen, ist allerdings noch nicht bekannt.
Der noch namenlose Berg ist an seiner Basis 20 Kilometer lang und bis zu 12 Kilometer breit. Auffällig sind seine sehr steilen Flanken. Interessanterweise finden sich aber an seinem Fuß kaum Ablagerungen von Bergstürzen wie Schutthalden. Wie der Berg entstand, ist derzeit völlig unklar. Auf keinen Fall ist er ein Zentralberg eines Einschlagkraters, sondern muss sich durch Hebungsvorgänge in der Kruste des Zwergplaneten gebildet haben. Unmittelbar südlich von ihm befindet sich ein Einschlagkrater mit etwa dem gleichen Durchmesser wie der Berg. Dieser hat auffallend steile Kraterwände und ist nur von sehr wenigen, später entstandenen kleineren Einschlagkratern überlagert. Er ist offenbar wie der Berg eher geologisch jung.
Weitere Bilder enthüllen Details des rund 84 Kilometer großen Einschlagkraters Gaue. Er ist auf den ersten Blick ein typischer Einschlagkrater mit Zentralberg und terrassierten Kraterwällen. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass der Kraterboden in der unmittelbaren Nähe zum Zentralberg abgesunken ist. Offenbar gab hier das Krustenmaterial im Lauf der Zeit nach und wurde plastisch deformiert. Schon seit Längerem vermuten die Planetenforscher, dass Ceres größere Mengen an Wassereis enthält, das sich zum Teil auch in der Kruste des Himmelskörpers befinden muss. Dieses könnte für eine nachträgliche Deformation von Einschlagkratern sorgen, da es weicher ist als silikatische Gesteine.
Die Sonde Dawn benötigt auf ihrer derzeitigen Bahn für einen Umlauf 19 Stunden. Dabei kann sie nur einen Teil der für sie sichtbaren Oberfläche aufnehmen und die Bilder zur Erde übertragen. Für eine vollständige Erfassung benötigt sie 14 Umläufe, also einen Zeitraum von elf Tagen. Bislang gab es noch keine neuen Bilder der geheimnisvollen hellen Flecken im Krater Occator, auf die sowohl die Forscher als auch die Ceres-Fans weltweit mit großer Spannung warten. Vielleicht kommt man ihnen in dieser Missionsphase auf die Schliche, woraus sie bestehen und wie sie entstanden sind.
Dawn wird sich rund zwei Monate in ihrer derzeitigen Umlaufbahn aufhalten, bis sie sich auf den Weg zur letzten Missionsphase macht. Im Dezember 2015 wird sich die Sonde in einer Umlaufbahn in 375 Kilometer Höhe über der Ceresoberfläche befinden. Dann kann sie die Oberfläche mit einer räumlichen Auflösung von rund 40 Metern pro Bildpunkt erfassen. Auf dieser Bahn soll sie bis zum Ende der Mission verbleiben, das derzeit für Mitte 2016 vorgesehen ist. Danach wird Dawn den Zwergplaneten als passiver Weltraumschrott umrunden.
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