Glücksfund: Hoffnung für die seltenste Schildkröte der Welt
Jangtse-Riesenweichschildkröten (Rafetus swinhoei) sind groß, schwer und extrem selten. Bis Ende 2020 kannte die Menschheit nur noch ein einziges überlebendes Tier dieser größten Süßwasserschildkrötenart der Erde: ein Männchen, das im Zoo von Suzhou in China gehalten wird. Aber ein Team um Hoang Bich Thuy von der New Yorker Wildlife Conservation Society gab bekannt, dass es tatsächlich ein Weibchen der Art nachweisen und fangen konnte.
Die Wissenschaftler hatten im Oktober 2020 eine große Süßwasserschildkröte im vietnamesischen Dong-Mo-See gefangen und DNA-Proben entnommen. Ein Vergleich mit der DNA anderer Jangtse-Riesenweichschildkröten bestätigte, dass es sich um dieselbe Art handelte. Damit ergibt sich neu die Chance, die Spezies vor dem Aussterben zu bewahren, etwa durch künstliche Befruchtung mit Spermien des Artgenossen in China. Das Weibchen wurde allerdings nach einem Tag wieder in das Gewässer zurückgesetzt und müsste dafür neu gefangen werden.
Während des Workshops, in dem die Biologen den Fund vorstellten, berichteten sie zudem davon, dass im Dong-Mo-See womöglich noch mindestens eine weitere Jangtse-Riesenweichschildkröte lebt. Darauf deuten zumindest Sichtungen eines noch größeren und bis zu 130 Kilogramm schweren Exemplars hin. Dabei könnte es sich um ein Männchen handeln, schreiben die Forscher. In einem weiteren See in der Nähe wiesen sie außerdem DNA-Spuren in Wasserproben nach, die ebenfalls das Vorkommen von mindestens einer Riesenweichschildkröte nahelegen.
Die Art ist vom Aussterben bedroht, weil die Tiere intensiv bejagt wurden und ihre Eier gesalzen als Mittel gegen Durchfall galten. Auch Lebensraumzerstörung und Gewässerverschmutzung trugen stark dazu bei, dass die Bestände zurückgingen. Das letzte bekannte Weibchen vor dem neuen Fund starb im April 2019: Es sollte künstlich befruchtet werden, starb aber an den Folgen der Narkose. Das Tier hatte seit 2008 im Zoo von Suzhou gelebt, jedoch keine Nachkommen durch natürliche Paarung hervorgebracht.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.