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News: Eine schlampige Nachricht

Gibt es intelligentes Leben im Weltall? Statt nur untätig vor dem Computer zu sitzen, der wahre Datenlawinen aus den Tiefen des Raums nach regelmäßigen Mustern durchsucht, machen sich einige Wissenschaftler daran, am Pfingstmontag selbst eine Nachricht für außerirdische Lebensformen in Richtung auf potentielle extrasolare Planetensysteme zu senden. Doch vielleicht sollten sie besser hoffen, daß niemand ihr Signal empfängt und entschlüsselt. In den 370 967 Bits Daten sind nämlich zwei Fehler enthalten, die ein Symbol für unser Gleichheitszeichen unlesbar machen. Noch peinlicher: Dieser Fehler ist zwar bekannt, kann aber nicht mehr rechtzeitig behoben werden. Und so werden sich in sechzig Jahren vielleicht kleine grüne Männchen fragen, ob es auf der Erde wirklich intelligentes Leben gibt.
Eigentlich ist die Idee gar nicht so übel: Wenn es im Weltall Lebensformen geben sollte, die eine ähnliche Technologie wie wir haben und darum Radiosignale von der Erde empfangen könnten, warum beginnen wir dann nicht einfach selbst den interstellaren Plausch? Das fragten sich die beiden Astronomen Yvan Dutil und Stéphane Dumas vom Defence Research Establishment Valcartier in Kanada. Sie wandten sich mit ihrem Plan an Charles Chafer, den Leiter von Celestis Inc. – einer Firma, die Bestattungen im Weltall verkauft – und Direktor des privaten Projektes Encounter 2001, dessen Ziel es ist, im Jahre 2001 menschliche DNA in einer Raumsonde zu anderen Sternen zu schicken.

Nachdem das Trio sich einig geworden war und die Aufgaben verteilt hatte, machten sich die beiden Wissenschaftler daran, die erste Nachricht über die Erde, das Leben und die menschliche Kultur zu entwerfen. Auf 23 Seiten stellten sie Informationen zu verschiedenen Themenkomplexen zusammen, insgesamt 370 967 Bit. Das alles codierten sie in Symbolen, die ihrer Ansicht nach von intelligenten Wesen richtig interpretiert werden sollten.

Die Leser der holländischen Zeitschrift Kijk gehörten zu den ersten, die sich daran messen konnten. Unter den Lesern des populärwissenschaftlichen Magazins war einer, der die Mitteilungen nicht nur verstand, sondern darin sogar zwei Fehler entdeckte. "An zwei Stellen wird ein Gleichheitszeichen durch das falsche Symbol dargestellt", stellte der Programmierer Paul Houx aus Utrecht fest. Ein kleiner Ausrutscher zwar, aber groß genug, um Yvan Dutil einige schlaflose Nächte zu bereiten, nachdem Houx ihn informiert hatte.

Ärgerlicherweise lassen sich die Fehler nämlich nicht mehr rechtzeitig korrigieren. Die Umprogrammierung würde viel Zeit kosten, meint Dutil. Und obendrein ist das Evpatoriya-Observatorium, von dem aus die Nachricht abgeschickt werden soll, nicht an das Internet angeschlossen. Eine korrigierte Version könnte also nicht rechtzeitig übermittelt werden.

Und so wird denn wohl eine leicht schlampig wirkende Nachricht am Pfingstmontag 1999 dreimal in Folge sich auf den Weg zu Sonnen-ähnlichen Sternen in rund 60 Lichtjahren Entfernung machen und dort verkünden, was auf der Erde schon lange bekannt ist: "Irren ist menschlich!"

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