Weltraumteleskop Kepler: Eine Supererde in der habitablen Zone aufgespürt
Der neu entdeckte Himmelskörper mit der Bezeichnung Kepler-22b umkreist einen sonnenähnlichen Stern mit etwas geringerer Masse als unsere Sonne im Sternbild Schwan, der rund 600 Lichtjahre entfernt ist. Kepler-22b weist den 2,4-fachen Durchmesser der Erde auf und umrundet sein Zentralgestirn in 290 Tagen. Projiziert auf unser Sonnensystem würde Kepler-22b zwischen den Bahnen von Merkur und Venus umlaufen, deren Oberflächen für flüssiges Wasser zu heiß sind. Da aber das Zentralgestirn von Kepler-22b eine geringere Masse als unsere Sonne besitzt und demzufolge etwas kühler ist, herrschen auf dem Trabanten Temperaturen, die flüssiges Wasser an seiner Oberfläche erlauben. Dies gilt aber nur dann, wenn dieser Himmelskörper eine ausreichend dichte Atmosphäre ähnlich jener der Erde hat. Über das Vorhandensein einer Atmosphäre bei Kepler-22b lassen sich aber zurzeit keine Aussagen treffen.
Kepler-22b gehört wahrscheinlich zur Klasse der so genannten Supererden, das heißt er weist einen größeren Durchmesser und eine deutlich höhere Masse als unsere Erde auf. Derzeit sind allerdings nur der Durchmesser von Kepler-22b und seine Umlaufbahn um sein Zentralgestirn bekannt. Somit fehlen noch Angaben über seine Masse, erst dann ließen sich über die Angabe der mittleren Dichte Rückschlüsse auf die chemische Zusammensetzung und den inneren Aufbau von Kepler-22b ziehen. Derzeit ist seine Einstufung als Supererde noch als spekulativ aufzufassen.
Im Frühjahr 2011 hatte die NASA die Messdaten von rund 1200 Exoplaneten-Kandidaten freigegeben, die in den ersten vier Monaten des Messbetriebs aufgezeichnet wurden (wir berichteten). Darunter befanden sich 54 mögliche Exoplaneten in der habitablen Zone um ihren jeweiligen Stern. Die Liste ist in der Zwischenzeit wieder auf 48 Planeten geschrumpft, da die Forscher nun strengere Kriterien für die habitablen Zonen um sonnenähnliche Sterne anwenden. Kepler-22b ist der erste dieser Himmelskörper, der sich durch nachfolgende Detailuntersuchungen bestätigen ließ. Anfang Dezember 2011 gab die NASA zudem Messdaten von rund 1100 weiteren Kandidaten frei. Derzeit steht der Zähler bei 2326 möglichen Exoplaneten, die aber zum größten Teil noch ihrer Bestätigung bedürfen.
Die 2326 Planetenkandidaten untergliedern sich in 207 Himmelskörper von ungefährer Erdgröße (12 700 Kilometer), weitere 680 gehören zu den Supererden (1,5- bis dreifacher Erddurchmesser). 1181 Exoplaneten sind etwa so groß wie Neptun (50 000 Kilometer), 203 erreichen die Größe von Jupiter (143 000 Kilometer) und 55 übertreffen den Durchmesser von Jupiter. Bei 22 Sternen ließen sich die von Kepler aufgespürten Exoplaneten-Kandidaten bislang bestätigen, der weitaus größte Teil harrt also noch der Bearbeitung.
Tilmann Althaus
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