Astronomie: Eine unter 700 Trillionen Welten
Ist die Erde ein typischer Planet? Und wie viele bewohnbare Welten gibt es dort draußen? Antwort auf diese Fragen suchen Wissenschaftler um Erik Zackrisson von der Universität Uppsala mit Hilfe einer hochkomplexen Simulation des Universums. Sie haben dazu die aktuellsten Modelle zur Galaxien-, Stern- und Planetenentstehung herangezogen und auf ein realistisches Früh-Universum angewendet. Dann ließen sie ihre Simulation insgesamt 13,8 Milliarden Jahre im Schnellgang durchlaufen.
Ergebnis: Insgesamt müsste es ungefähr 720 Trillionen (oder Millionen Billionen) Gesteinsplaneten geben – eine immens hohe Zahl mit 18 Nullen. Solche Gesteinsplaneten ähneln in ihrem Aufbau der Erde, sind aber nicht zwangsläufig nach unseren Maßstäben bewohnbar.
Die Schätzung ist mit einer beträchtlichen Unsicherheit behaftet, räumen die Forscher ein. Alle Modelle zur Planetenentstehung, die sie in ihr Programm einfließen ließen, beruhen auf Informationen aus unserer unmittelbaren kosmischen Nachbarschaft, denn nur hier wurden bislang Exoplaneten entdeckt. Auch liefern uns die Suchmethoden bevorzugt bestimmte Planetentypen, die leichter zu entdecken sind. All das könnte auf noch ungeahnte Weise die Ergebnisse verzerren. Allerdings sind die Forscher zuversichtlich, um nicht mehr als eine Größenordnung danebenzuliegen. Dass dank der Entdeckungen des Weltraumteleskops Kepler und anderer Observatorien überhaupt solche Simulationen in den Bereich des Möglichen rücken, sehen sie als immensen Fortschritt an.
Ein kleiner blauer Sonderfall
Aus der Datensammlung, die ihnen ihre Simulation bescherte, lassen sich darüber hinaus noch zahlreiche weitere Schlüsse ziehen.
So dürften die Gesteinsplaneten im erweiterten Umfeld unserer Milchstraße (dem lokalen Universum) im Schnitt doppelt so alt sein wie die Erde selbst. Das heißt, sie entstanden im Mittel vor rund acht Milliarden Jahren. Auch sind Gesteinsplaneten in einem scheibendominierten Galaxientyp wie der Milchstraße seltener anzutreffen als in elliptisch dominierten Galaxien, die laut Simulation rund drei Viertel der Gesteinsplaneten beheimaten. Der typische Gesteinsplanet kreist um einen so genannten M-Stern, der kleiner ist als die Sonne, und befindet sich in einer Galaxie mit der ungefähr doppelten Masse der Milchstraße.
Das bedeutet im Umkehrschluss: Die Erde ist alles andere als durchschnittlich. Die Ergebnisse stellten darum eine "leichte Verletzung des kopernikanischen Prinzips" dar, wie die Forscher in "Scientific American" erklären.Das kopernikanische Prinzip beziehungsweise das Mittelmäßigkeitsprinzip besagt, dass die Erde und das Sonnensystem wahrscheinlich keinen Sonderfall darstellen, sondern in jeder Hinsicht mittelmäßig sind.
Für die Suche nach möglicherweise intelligenten außerirdischen Lebensformen verheißen die Ergebnisse der Simulation ebenfalls nichts Gutes, mutmaßen Zackrisson und Kollegen. Denn wenn die meisten Planeten in unserer Umgebung bereits doppelt so alt sind wie die Erde, hätte das Leben dort Milliarden Jahre Zeit für den Aufbau einer interstellaren Zivilisation gehabt. Da keine solche bekannt ist, scheint das (intelligente) Leben im All seltener zu sein, als es etwa die Drake-Gleichung vermuten lässt.
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