Indusschrift: Eine uralte Streitschrift
Alles könnten die Symbole der Indus-Kultur sein - nur keine Schrift. Das behaupteten drei Forscher im Jahr 2004. Es setzte Morddrohungen von Hindu-Nationalisten. Doch jetzt kochen auf der anderen Seite die Emotionen hoch: Ein indisch-amerikanisches Team will mit Hilfe kryptologischer Verfahren den Gegenbeweis geliefert haben
"10 000 Dollar für denjenigen, der eine Inschrift aufspürt, die mindestens fünfzig Symbole lang ist!" Der Preis, den Steve Farmer vor fünf Jahren für einen von Menschen der Induskultur verfassten Text ausgelobt hat, ist die reine Provokation. "Niemand wird das Geld je einstreichen", erzählt der Historiker von der Cultural Modeling Research Group in Palo Alto. "Aus einem einfachen Grund: Die Indus-Symbole sind keine Schrift."
Und selbst seine Gegner, die fest an die These von der Indusschrift glauben, müssen eingestehen, dass die Chancen nicht besonders gut stehen: Kaum eine der bislang gefundenen Tafeln reißt auch nur die Zehn-Zeichen-Marke. Und so soll der Preis auch kein Ansporn sein, geschweige denn Belohnung. Nein, der Preis ist genüsslich in eine Wunde gestreutes Salz, die Farmer – laut "Science" eine Mischung aus kämpferischem Querdenker und nur schwer zu ertragendem Paradiesvogel – im Jahr 2004 der kleinen Gemeinde von Indus-Experten höchstselbst beigebracht hat.
Ein Forschungsprogramm, das ihm das Image des Ketzers einbrachte. Viele indische Nationalisten stilisieren die in weiten Teilen noch immer recht nebulöse Hochkultur, die nach einem ihrer Hauptorte auch Harappa-Kultur genannt wird, gerne zu einer Art mythischem Ahnenvolk – freilich unter großzügiger Auslegung der historischen Gegebenheiten. Etwa um das Jahr 2500 v. Chr. trat sie aus dem Dunkel der Geschichte. Die Menschen im heutigen östlichen Pakistan und Nordwestindien begannen riesige Städte mit komplizierten Badeanlagen zu bauen, Handel zu treiben – und tausende Tontäfelchen, Scherben und Gebrauchsgegenstände mit Symbolen zu verzieren. Deren Entschlüsselung hat sich bereits über einhundert Versuchen erfolgreich erwehrt. Um 1900 v. Chr. endete ihre Blütezeit ebenso schnell wie mysteriös.
An der Entzifferung die Zähne ausgebissen
Dass die Indus-Leute dennoch zu den ersten weltweit gehört haben mussten, die eine Schrift entwickelten – das stand seit eh und je außer Frage für die allermeisten Experten, ganz zu schweigen von jenen, die sich über Jahrzehnte an ihrer Dekodierung die Zähne ausgebissen hatten, und jenen, die in ihrer Ahnengalerie um jeden Preis die vermeintlich größte Schriftkultur des Altertums wissen wollten.
Doch Farmer und Kollegen führten gleich eine ganze Anzahl archäologischer und linguistischer Argumente dagegen an, etwa dass bei Ausgrabungen in Mesopotamien ganze Bibliotheken voller Keilschrifttafeln zum Vorschein kamen, während die Indus-Leute ihre Inschriften früher oder später zumeist im Abfalleimer entsorgt hätten. Rätselhaft sei auch, dass einige wenige Symbole praktisch überall auftauchen, die große Mehrzahl der circa 400 bekannten Zeichen jedoch nur ein- oder zweimal belegt ist. Die Kombination der Zeichen lasse außerdem keinen Satzbau durchscheinen, der dem bekannter Sprachen ähnele.
Der Frontalangriff löste den zu erwarteten Aufschrei aus. "Wir haben einige extrem gewalttätige Morddrohungen erhalten", berichtet Farmer. Doch auch in akademischen Zirkeln verlief die Debatte nicht minder emotional und ideologisch aufgeladen. Dennoch verzeichnete die Seite von Farmer, Sproat und Witzel schließlich einen steten Zustrom von Indus-Experten. Die Deutsche Morgenländische Gesellschaft etwa ernannte Michael Witzel kürzlich zum Ehrenmitglied, begründet unter anderem mit seiner Rolle in der "international mit besonderem Widerhall aufgenommenen Deutung der so genannten Indus-Schrift als Zeichen mit Symbolcharakter".
Die "Entropie" der Indusschrift soll es richten
Der Konter der Gegenseite erfolgte jetzt in Form eines kaum zwei Seiten langen Artikels im Magazin "Science" [2]. Rajesh Rao, Informatiker von der University of Washington, und fünf indische Kollegen wollen mit Hilfe eines aus der Kryptographie entlehnten Verfahrens die These von Farmer, Sproat und Witzel widerlegt haben. Die wiederum sparen nicht mit Kritik und Kraftausdrücken: "So eine idiotische Studie hätte niemals – unter keinen Umständen! – publiziert werden dürfen."
Das Vorgehen von Rao und Kollegen ist im Grunde ganz einfach. Sie berechneten anhand einer umfassenden Inschriften-Sammlung, welcher Grad an (Un-)Ordnung in der Abfolge der Symbole herrscht. Dieser als bedingte Entropie bezeichnete Wert gibt für jedes der bislang belegten Zeichen an, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein anderes der Symbole unmittelbar auf dem Fuße folgt.
Genau diesen Vergleich nahmen auch Rao und Kollegen vor: Sie berechneten neben der Indus-Entropie auch noch Werte für Buchstaben- und Wortketten aus englischen Dokumenten, für Sanskrit-Texte in Devanagari-Schrift und weitere Aufzeichnungen in Alt-Tamil und Sumerisch. Diese Schriftsystem-Gruppe verglichen sie dann mit dem Quellcode eines Computerprogramms, der Basensequenz eines DNA-Abschnitts und den Aminosäuresequenzen von Bakterienproteinen.
Eine ernorme Lücke zwischen Kunstsystem und Schrift
Vor allem aber zogen sie als Maßstab künstlich erzeugte Zeichenketten heran, die anderen im Altertum verwendeten nicht-schriftlichen Symbolen entsprechen sollen. Von manchen Kulturen etwa ist bekannt, dass sie in willkürlicher Reihenfolge in Gegenstände Bildzeichen einritzten. Andere verwendeten dagegen grafische Darstellungen, bei denen die Symbole zu Ketten mit einigermaßen feststehender Reihenfolge angeordnet sind. Solche nicht-schriftlichen Systeme waren es, denen Farmer, Witzel und Sproat die Indus-Symbole zuordneten.
Im Entropie-Vergleich, den jetzt das Team um Rao anstellte, klaffte eine enorme Lücke zwischen diesen Systemen und der Sprachengruppe. Für Rao und Co Grund genug zur Schlussfolgerung, es gebe eine sprachliche Struktur in den Indus-Inschriften.
Es ist zweifelhaft, ob man mit diesem Verfahren überhaupt Schriften von Nicht-Schriften trennen kann, doch die drei angegriffenen Forscher stoßen sich vor allem an einem anderen Punkt. Rao und Team nahmen keine der wohlbekannten nicht-schriftlichen Systeme zum Vergleich, sondern generierten diese speziell für die anstehende Untersuchung. "Die haben sich das schlicht und ergreifend ausgedacht", empört sich Farmer. Und Witzel: "Wer Müll hineinsteckt, bekommt Müll heraus." Eine in Windeseile kompilierte Replik stellten sie zum Download bereit, sie soll demnächst in einem akademischen Journal veröffentlicht werden.
Tatsächlich besetzen die von Rao und Kollegen herangezogenen Zeichenketten die Extrempunkte auf der Skala denkbarer Entropien: Eine davon ist komplett regelmäßig, die andere komplett zufällig. "Was sie bewiesen haben ist lediglich, dass es eine Art grober Struktur in den Indus-Inschriften gibt. Das ist allerdings seit den 1920er Jahren bekannt", schreibt das Team um Farmer. "Einige ihrer Resultate sind so offensichtlich, dass es keinerlei statistischer Untersuchung bedarf", sagt Witzel.
Das "Kleingedruckte übersehen"
Gegen Farmers Kritik, statt existierender nicht-schriftlicher Systeme seine eigenen, künstlich generierten verwendet zu haben, verteidigt sich Rao mit dem Verweis auf die DNA- und Proteinsequenzen, die in gewisser Weise natürlichen Ursprungs sind. Diese allerdings spielen bei der eigentlichen Beurteilung kaum eine Rolle. Mangelnde Aussagekraft habe obendrein, meint Witzel, dass das indisch-amerikanische Forscherteam nicht sämtliche Arten von bekannten Schriftsystemen – etwa das chinesische oder alt-japanische – einbezogen habe. Kein gutes Haar wollen Farmer und Kollegen an der Studie lassen.
Und dann steht er natürlich wieder im Raum: der Vorwurf ideologischer Verblendetheit. Eine Argumentation nach dem Prinzip "Was nicht sein darf, kann auch nicht sein" – mit der entsprechenden Bereitschaft zu Manipulation und Suggestion. "Die statistische Analyse dient nur zur Verschleierung", sagt Witzel. "Dass die Vergleichssequenzen einfach ausgedacht sind, wird im Paper selbst verschwiegen und nur beiläufig in den Online-Zusatzmaterialien erwähnt."
Dem sei schließlich auch "Science" aufgesessen. Dort habe man wohl vergessen, dieses "Kleingedruckte" zu lesen, heißt es sarkastisch. "Hätte es ein ordentliches Gutachten gegeben, der Artikel wäre nie veröffentlicht worden."
Und selbst seine Gegner, die fest an die These von der Indusschrift glauben, müssen eingestehen, dass die Chancen nicht besonders gut stehen: Kaum eine der bislang gefundenen Tafeln reißt auch nur die Zehn-Zeichen-Marke. Und so soll der Preis auch kein Ansporn sein, geschweige denn Belohnung. Nein, der Preis ist genüsslich in eine Wunde gestreutes Salz, die Farmer – laut "Science" eine Mischung aus kämpferischem Querdenker und nur schwer zu ertragendem Paradiesvogel – im Jahr 2004 der kleinen Gemeinde von Indus-Experten höchstselbst beigebracht hat.
Gemeinsam mit dem Harvard-Indologen Michael Witzel und dem Computerlinguisten Richard Sproat von der Oregon Health and Science University in Beaverton veröffentlichte er damals eine Studie im "Electronic Journal of Vedic Studies" [1]. Tenor: Wer einmal die ideologischen Scheuklappen ablegt, erkennt den mittlerweile 130 Jahre alten Irrtum. Der Titel der Studie war Programm: "The Collapse of the Indus-Script Thesis" – der "Mythos" von der Indusschrift sollte einfach "kollabieren" unter der Masse von Argumenten.
Ein Forschungsprogramm, das ihm das Image des Ketzers einbrachte. Viele indische Nationalisten stilisieren die in weiten Teilen noch immer recht nebulöse Hochkultur, die nach einem ihrer Hauptorte auch Harappa-Kultur genannt wird, gerne zu einer Art mythischem Ahnenvolk – freilich unter großzügiger Auslegung der historischen Gegebenheiten. Etwa um das Jahr 2500 v. Chr. trat sie aus dem Dunkel der Geschichte. Die Menschen im heutigen östlichen Pakistan und Nordwestindien begannen riesige Städte mit komplizierten Badeanlagen zu bauen, Handel zu treiben – und tausende Tontäfelchen, Scherben und Gebrauchsgegenstände mit Symbolen zu verzieren. Deren Entschlüsselung hat sich bereits über einhundert Versuchen erfolgreich erwehrt. Um 1900 v. Chr. endete ihre Blütezeit ebenso schnell wie mysteriös.
An der Entzifferung die Zähne ausgebissen
Dass die Indus-Leute dennoch zu den ersten weltweit gehört haben mussten, die eine Schrift entwickelten – das stand seit eh und je außer Frage für die allermeisten Experten, ganz zu schweigen von jenen, die sich über Jahrzehnte an ihrer Dekodierung die Zähne ausgebissen hatten, und jenen, die in ihrer Ahnengalerie um jeden Preis die vermeintlich größte Schriftkultur des Altertums wissen wollten.
Doch Farmer und Kollegen führten gleich eine ganze Anzahl archäologischer und linguistischer Argumente dagegen an, etwa dass bei Ausgrabungen in Mesopotamien ganze Bibliotheken voller Keilschrifttafeln zum Vorschein kamen, während die Indus-Leute ihre Inschriften früher oder später zumeist im Abfalleimer entsorgt hätten. Rätselhaft sei auch, dass einige wenige Symbole praktisch überall auftauchen, die große Mehrzahl der circa 400 bekannten Zeichen jedoch nur ein- oder zweimal belegt ist. Die Kombination der Zeichen lasse außerdem keinen Satzbau durchscheinen, der dem bekannter Sprachen ähnele.
Vor allem aber störten sich die drei Forscher an der Kürze der Botschaften: Durchschnittlich stehen nur vier bis fünf auf einem Objekt; nur ein Prozent trägt mehr als zehn und keines mehr als 17 Zeichen. Tintenfässer oder Griffel, die nahelegten, dass längere Passagen auf vergänglichen Materialien notiert wurden, fehlen im Fundmaterial. Das Team um Farmer sah Parallelen in symbolischen Götterdarstellungen auf Grenzsteinen im Nahen Osten, in europäischen Wappenbildern, in magischen Zeichen. In anderen Schriften leider nicht.
Der Frontalangriff löste den zu erwarteten Aufschrei aus. "Wir haben einige extrem gewalttätige Morddrohungen erhalten", berichtet Farmer. Doch auch in akademischen Zirkeln verlief die Debatte nicht minder emotional und ideologisch aufgeladen. Dennoch verzeichnete die Seite von Farmer, Sproat und Witzel schließlich einen steten Zustrom von Indus-Experten. Die Deutsche Morgenländische Gesellschaft etwa ernannte Michael Witzel kürzlich zum Ehrenmitglied, begründet unter anderem mit seiner Rolle in der "international mit besonderem Widerhall aufgenommenen Deutung der so genannten Indus-Schrift als Zeichen mit Symbolcharakter".
Die "Entropie" der Indusschrift soll es richten
Der Konter der Gegenseite erfolgte jetzt in Form eines kaum zwei Seiten langen Artikels im Magazin "Science" [2]. Rajesh Rao, Informatiker von der University of Washington, und fünf indische Kollegen wollen mit Hilfe eines aus der Kryptographie entlehnten Verfahrens die These von Farmer, Sproat und Witzel widerlegt haben. Die wiederum sparen nicht mit Kritik und Kraftausdrücken: "So eine idiotische Studie hätte niemals – unter keinen Umständen! – publiziert werden dürfen."
Das Vorgehen von Rao und Kollegen ist im Grunde ganz einfach. Sie berechneten anhand einer umfassenden Inschriften-Sammlung, welcher Grad an (Un-)Ordnung in der Abfolge der Symbole herrscht. Dieser als bedingte Entropie bezeichnete Wert gibt für jedes der bislang belegten Zeichen an, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein anderes der Symbole unmittelbar auf dem Fuße folgt.
Kodiert ein System Sprache sind Werte zu erwarten, die irgendwo in der Mitte zwischen "völlig unvorhersehbar" und "völlig regelmäßig" liegen. Betrachtet man etwa statt der ominösen Symbole deutsche Buchstaben, fällt auf, dass der Buchstabe "c" mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem "h" gefolgt wird. Andere Lettern, wie das "e" können dagegen mit praktisch jedem anderen zusammen auftauchen.
Genau diesen Vergleich nahmen auch Rao und Kollegen vor: Sie berechneten neben der Indus-Entropie auch noch Werte für Buchstaben- und Wortketten aus englischen Dokumenten, für Sanskrit-Texte in Devanagari-Schrift und weitere Aufzeichnungen in Alt-Tamil und Sumerisch. Diese Schriftsystem-Gruppe verglichen sie dann mit dem Quellcode eines Computerprogramms, der Basensequenz eines DNA-Abschnitts und den Aminosäuresequenzen von Bakterienproteinen.
Eine ernorme Lücke zwischen Kunstsystem und Schrift
Vor allem aber zogen sie als Maßstab künstlich erzeugte Zeichenketten heran, die anderen im Altertum verwendeten nicht-schriftlichen Symbolen entsprechen sollen. Von manchen Kulturen etwa ist bekannt, dass sie in willkürlicher Reihenfolge in Gegenstände Bildzeichen einritzten. Andere verwendeten dagegen grafische Darstellungen, bei denen die Symbole zu Ketten mit einigermaßen feststehender Reihenfolge angeordnet sind. Solche nicht-schriftlichen Systeme waren es, denen Farmer, Witzel und Sproat die Indus-Symbole zuordneten.
Im Entropie-Vergleich, den jetzt das Team um Rao anstellte, klaffte eine enorme Lücke zwischen diesen Systemen und der Sprachengruppe. Für Rao und Co Grund genug zur Schlussfolgerung, es gebe eine sprachliche Struktur in den Indus-Inschriften.
Es ist zweifelhaft, ob man mit diesem Verfahren überhaupt Schriften von Nicht-Schriften trennen kann, doch die drei angegriffenen Forscher stoßen sich vor allem an einem anderen Punkt. Rao und Team nahmen keine der wohlbekannten nicht-schriftlichen Systeme zum Vergleich, sondern generierten diese speziell für die anstehende Untersuchung. "Die haben sich das schlicht und ergreifend ausgedacht", empört sich Farmer. Und Witzel: "Wer Müll hineinsteckt, bekommt Müll heraus." Eine in Windeseile kompilierte Replik stellten sie zum Download bereit, sie soll demnächst in einem akademischen Journal veröffentlicht werden.
Tatsächlich besetzen die von Rao und Kollegen herangezogenen Zeichenketten die Extrempunkte auf der Skala denkbarer Entropien: Eine davon ist komplett regelmäßig, die andere komplett zufällig. "Was sie bewiesen haben ist lediglich, dass es eine Art grober Struktur in den Indus-Inschriften gibt. Das ist allerdings seit den 1920er Jahren bekannt", schreibt das Team um Farmer. "Einige ihrer Resultate sind so offensichtlich, dass es keinerlei statistischer Untersuchung bedarf", sagt Witzel.
Das "Kleingedruckte übersehen"
Gegen Farmers Kritik, statt existierender nicht-schriftlicher Systeme seine eigenen, künstlich generierten verwendet zu haben, verteidigt sich Rao mit dem Verweis auf die DNA- und Proteinsequenzen, die in gewisser Weise natürlichen Ursprungs sind. Diese allerdings spielen bei der eigentlichen Beurteilung kaum eine Rolle. Mangelnde Aussagekraft habe obendrein, meint Witzel, dass das indisch-amerikanische Forscherteam nicht sämtliche Arten von bekannten Schriftsystemen – etwa das chinesische oder alt-japanische – einbezogen habe. Kein gutes Haar wollen Farmer und Kollegen an der Studie lassen.
Und dann steht er natürlich wieder im Raum: der Vorwurf ideologischer Verblendetheit. Eine Argumentation nach dem Prinzip "Was nicht sein darf, kann auch nicht sein" – mit der entsprechenden Bereitschaft zu Manipulation und Suggestion. "Die statistische Analyse dient nur zur Verschleierung", sagt Witzel. "Dass die Vergleichssequenzen einfach ausgedacht sind, wird im Paper selbst verschwiegen und nur beiläufig in den Online-Zusatzmaterialien erwähnt."
Dem sei schließlich auch "Science" aufgesessen. Dort habe man wohl vergessen, dieses "Kleingedruckte" zu lesen, heißt es sarkastisch. "Hätte es ein ordentliches Gutachten gegeben, der Artikel wäre nie veröffentlicht worden."
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben