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News: Eine Zeitbombe im Gehirn?

Wissenschaftler eines pharmazeutischen Konzerns haben bisher unbekannte Strukturen im Gehirn gefunden, aus denen sich die gefürchteten Plaques der Alzheimerschen Krankheit entwickeln sollen. Sie glauben, damit der Krankheitsursache auf der Spur zu sein und haben auch schon ein Medikament parat, das im Tierversuch gute Resultate lieferte.
Bisher ist nicht eindeutig geklärt, was die Alzheimer-Krankheit verursacht, die zu Gedächtnisschwund und Verwirrtheit im Alter führt. Allein in den USA gibt es etwa vier Millionen Erkrankte, deren Leiden weder kuriert noch am Fortschreiten gehindert werden kann. Daher überrascht die Erklärung der kanadischen Firma Nymox Pharmaceutical Corporation, eine Ursache für die Demenz entdeckt zu haben. Sie berichtete davon am 16. März 1998 auf der Manhattan Alzheimer's Disease conference. Nymox gibt außerdem an, Medikamente gegen Alzheimer zu testen, die im Tierversuch bereits erfolgreich waren.

Wissenschaftler der Firma haben im Gehirn bisher unbekannte Strukturen entdeckt, die sie Spherone nennen. Aus ihnen sollen die Ablagerungen von Beta-Amyloid hervorgehen, die sich als Plaques im Gehirn ansammeln. Die Ablagerungen gelten als eine wesentliche Ursache für Alzheimer, auch wenn ihre genaue Bedeutung für die Krankheit umstritten ist. Spherone finden sich nach Angaben von Nymox in jedem menschlichen Gehirn. Bereits bei Einjährigen lassen sich diese Strukturen nachweisen. Sie blähen sich von Jahr zu Jahr auf, bis die Spherone bei einem 75jährigen schließlich auf das Tausendfache angewachsen sind. Die Theorie der Nymox-Wissenschaftler: Werden die Spherone zu groß, platzen sie und bilden Beta-Amyloid-Plaques.

Nymox legte mehrere Untersuchungen vor, die diese These stützen. So existieren die Spherone im Gehirn an exakt den gleichen Orten, an denen sich auch die Plaques bilden. Zudem entsprach die Anzahl der entstandenen Plaques genau der Menge verschwundener Spherone. Schließlich besitzen Spherone die gleichen Marker-Moleküle wie Plaques. Im Reagenzglas konnten die Wissenschaftler sogar direkt beobachten, wie sich Spherone in Plaques verwandelten. Dies geschah auch, wenn die Forscher die Substanz in Versuchstiere injizierten. "Diese Daten repräsentieren jahrelange Arbeit", erklärt Paul Averback. "Spherone sind etwas völlig Neues, und wir dürfen viele skeptische Fragen erwarten. Wir glauben trotzdem, daß die Beweise überwältigend sind." Die Ergebnisse sind im The Journal of Alzheimer's Diseases vom März 1998 nachzulesen.

Nymox entwickelt derzeit Medikamente, die die Umwandlung von Spheronen in Plaques stoppen sollen. Mittel wie das NX-D2858 waren nach Angaben der Firma bei Versuchen im Reagenzglas und an Tieren bereits erfolgreich. Die Tiere haben das Medikament gut vertragen; es rief keine toxischen Nebenwirkungen hervor. Das Unternehmen schränkt allerdings ein, daß es noch keine Versuche an Menschen gegeben hat. Daher sei noch nicht sicher, ob sich die Mittel tatsächlich für eine Behandlung von Alzheimer eignen.

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