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Raumfahrt: Eine Zukunft für das europäische Automated Transfer Vehicle?

Ein ATV im Anflug auf die Internationale Raumstation ISS

Das Automated Transfer Vehicle (ATV), ein unbemannter Raumfrachter für die Versorgung der Internationalen Raumstation ISS, ist derzeit Europas größtes und aufwändigstes Raumfahrzeug. Bislang war geplant, das Programm nach dem fünften Flug im Jahr 2014 einzustellen, womit viel Knowhow in der europäischen Raumfahrtbranche verlorengegangen wäre. Nun erhielt der Hauptauftragnehmer des ATV-Programms, die Firma EADS Astrium, von der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA den Auftrag, zwei Studien im Wert von je 6,5 Millionen Euro im Hinblick auf die Zukunft des Raumtransporters durchzuführen.

Die Orion-Raumkapsel der NASA | Bis zum Mars könnte die US-Raumkapsel Orion nach Ansicht der NASA fliegen. Vielleicht demnächst auch mit einem Service Module aus Europa?
Die eine Studie wird untersuchen, ob sich das Antriebs- und Versorgungsmodul des ATV mit mäßigem Aufwand in ein Service-Module für die US-amerikanische Raumkapsel Orion umwandeln lässt. Sollte dies zu vertretbaren Kosten möglich sein, so könnte die NASA sich dieses Modul für ihre Raumkapsel aus Europa zuliefern lassen. Sie würde dabei viele Millionen Dollar an Entwicklungskosten sparen. Die Studie soll bis Ende 2012 abgeschlossen sein.

Ein ATV im Anflug auf die Internationale Raumstation ISS | Bislang dreimal erfolgreich geflogen: der unbemannte europäische Raumtransporter ATV im Anflug auf die ISS (Illustration). Bislang sollte das Programm nach dem fünften Flug im Jahr 2014 eingestellt werden, nun untersucht der Hersteller des ATVs, EADS Astrium, im Auftrag der ESA weitere Einsatzmöglichkeiten der ATV-Technologien.
Die zweite Studie untersucht die Möglichkeiten, auf der Basis des jetzt zur Verfügung stehenden ATVs ein autonomes Vielzweck-Raumfahrzeug zu entwickeln. Dieses Fahrzeug soll sich sehr variabel an unterschiedliche Missionsprofile anpassen lassen. Die möglichen Aufgabenbereiche sind die Versorgung von Raumfahrteinrichtungen in niedrigen Erdumlaufbahnen, die Wartung und Versorgung von Raumfahrzeugen sowie von Orbitalplattformen und Satelliten. Auch diese Studie soll bis Ende 2012 abgeschlossen sein.

Im November 2012 kommt das höchste Entscheidungsgremium der ESA, die Ministerratskonferenz, zusammen, um über die zukünftigen Programme und Budgets der Europäischen Raumfahrtbehörde zu entscheiden. Dabei wird auch die zukünftige Rolle Europas in der bemannten Raumfahrt zur Sprache kommen.

Das ATV-Programm war bislang sehr erfolgreich, die drei bisherigen Flüge verliefen alle problemlos und sehr zufriedenstellend. Derzeit ist an der ISS das ATV-3 Edoardo Amaldi an der ISS angedockt, es legte am 29. März 2012 an. Es brachte mehrere Tonnen an Nachschubgütern und Verbrauchsstoffen für die Astronauten an Bord der ISS mit. Zudem werden seine Triebwerke auch für die Durchführung von Bahnmanövern der ISS, zum Beispiel zum Ausweichen vor Weltraumschrott und dem regulären Anheben der Umlaufbahn der ISS genutzt. Nach rund sechs Monaten im All ist seine Aufgabe erfüllt und das ATV wird von den Astronauten mit Schrott und Abfällen beladen, bevor es von der Station ablegt und in den tieferen Schichten der Erdatmosphäre beim Wiedereintritt verglüht.

  • Quellen
EADS Astrium, 21. Juni 2012

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