News: Einen Schritt weiter
Warum ist die Manipulation des Elektronen-Spins für den Bau eines Quantencomputers so unabdingbar? Selbst die neuesten Prozessoren, welche die modernen Computer antreiben, speichern und verarbeiten Zahlen und Informationen wie alle Prozessoren vor ihnen: elektronisch digital. Eine Informationseinheit, ein Bit, ist entweder "logisch 0" oder "logisch 1". Dieses Bit wird innerhalb des Prozessors in die reale Welt der Elektronik übersetzt, indem ein Kondensator entweder geladen (0) oder ungeladen (1) ist. In einem heutzutage üblichen Prozessor sitzen auf jedem der Millionen von Kondensatoren rund 10 000 Elektronen.
Elektronen besitzen außer der Ladung auch einen Spin; sie sind vergleichbar mit einer Kugel, die sich schnell um die eigene Achse dreht. Dieser Drehimpuls kann nur auf zwei Arten verwirklicht sein: Das Elektron dreht sich, vereinfacht gesagt, entweder links herum oder rechts herum. Die Physiker sprechen hier von "Spin-up" oder "Spin-down". Bei einem Quantencomputer besteht eine Speicherzelle nicht aus 10 000 Elektronen, sondern aus genau einem Elektron. Dieses hat entweder Spin-Up oder Spin-Down. Die dem Quantencomputer zu Grunde liegenden Rechenoperationen werden dann durch ein Koppeln von zwei Quantenzuständen realisiert. Dies würde eine völlig neue Rechner-Logik erlauben, und die Leistungsfähigkeit eines solchen Quantencomputers wäre viel größer als die von herkömmlichen Prozessoren.
Die nun publizierten Ergebnisse eröffnen ein völlig neues Arbeitsgebiet. Schon jetzt sei abzusehen, so Prof. Molenkamp, daß die Würzburger Arbeiten den Anstoß für weltweite Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Spin-Manipulation in Halbleitern geben werden: "Wir haben gezeigt, daß die Grundlagen für einen Quantencomputer funktionieren." Bis ein solcher gebaut werden kann, würden allerdings noch mindestens zehn Jahre vergehen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 23.3.1998
"Auf dem Weg zum Quantencomputer" - Spektrum Ticker vom 27.7.1999
"Erst in der Verschränktheit zeigt sich der Meister"
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