News: Einer gegen alle
Die Crux liegt in der Verwandlungsfähigkeit des Virus. Auf seiner Hülle liegt das Glycoprotein gp120, das an T-Zellen bindet – und zwar ausgerechnet an das Oberflächenmolekül CD4, das normalerweise für die Aktivierung der Immunzellen verantwortlich ist. Dadurch verankert, schleust das Virus dann sein Erbgut in die eroberte T-Zelle, die daraufhin neue Viren produziert.
Bei der Suche nach einem wirksamen Impfschutz liegt es nahe, sich auf das virale Hüllprotein gp120 zu konzentrieren. Fatalerweise variiert es jedoch von Stamm zu Stamm sehr stark, sodass bisherige Versuche fehlschlugen.
Doch Timothy Fouts, Mitarbeiter von Lewis, glaubt, eine Schwachstelle des viralen Angriffs gefunden zu haben: Der gp120-CD4-Komplex, der sich bei dem Andockmanöver bildet, verändert sich nach der Bindung – und diese Strukturänderungen sind bei allen Virenstämmen gleich. Daher versuchten Fouts und seine Mitstreiter, einen künstlichen gp120-CD4-Komplex zu kreieren und diesen als Impfstoff einzusetzen.
Und tatsächlich zeigte der künstliche Komplex seine Wirkung, als die Forscher ihn bei Affen einsetzten: Die Tiere bildeten Antikörper, die auch gegen viele HIV-Stämme aktiv wurden. Wenn auch die Daten der Forscher bisher noch vorläufig sind, könnte damit der Weg für einen wirksamen Impfstoff gegen AIDS geebnet sein.
Robert Gallo, der das Virus mit entdeckt hat, zeigt sich zumindest begeistert: "Dies ist eine der aufregendsten Entdeckungen seit den Anfängen der AIDS-Forschung, als noch regelmäßig scheinbare wissenschaftliche Durchbrüche angekündigt wurden. Zwei Jahrzehnte lang gab es erhebliche Schwierigkeiten, doch jetzt könnten wir einen wesentlichen Schritt zur Bewältigung der Aufgabe vorangekommen sein."
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