Neozoen: Eingeschleppter Tropenfisch frisst sich durchs Mittelmeer
Seit 1927 beziehungsweise 1956 leben zwei Arten tropischer Kaninchenfische im Mittelmeer: Sie wanderten über den Suezkanal aus dem Roten Meer ein und breiteten sich mittlerweile über die gesamte östliche Hälfte des Mittelmeers aus. Wie so häufig belastet diese Entwicklung das ursprüngliche Ökosystem, das auf die invasive Art nicht vorbereitet ist; dies belegen Tauchgänge von Adriana Vergés von der University of New South Wales in Australien und ihren Kollegen. Sie untersuchten rund 1000 Kilometer Küstenlinie in Griechenland und der Türkei, wo die Kaninchenfische seit Jahrzehnten vorkommen, und verglichen wärmere mit kälteren Wassergebieten – letztere werden von den Kaninchenfischen gemieden. In Abschnitten, in denen die Art auftrat, waren die natürlichen Seegraswiesen nahezu vollständig verschwunden; stattdessen dominierten nun blanke Felsen: Die Fische hatten das Seegras gefressen.
In diesen Bereichen waren die Seegraswiesen um zwei Drittel geschrumpft; dazu ging die Zahl anderer Algenarten sowie von wirbellosen Tieren um 60 Prozent zurück. Die gesamte Artenvielfalt nahm um 40 Prozent ab – Entwicklungen, wie sie auch in japanischen Gewässern beobachtet wurden, nachdem tropische, Pflanzen fressende Fische mit dem sich erwärmenden Meer nach Norden ausgebreitet hatten. Ähnliches prognostizieren die Biologen nun auch für Bereiche des Mittelmeers, die bislang verschont geblieben waren, weil das Wasser noch zu kalt ist, sich aber als Folge des Klimawandels erwärmt. Dabei fressen die Kaninchenfische sogar weniger Seegras als heimische Arten, allerdings weiden sie auch Jungpflanzen ab, so dass sich das Ökosystem nicht mehr regenerieren kann. Für die Fischerei kann sich das negativ auswirken, da Seegraswiesen als Kinderstube vieler Fische oder Krustentiere dienen.
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