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Kultur der Reiternomaden : Einmalige Textilien aus der Mongolei

Einmalige Textilien aus der Mongolei

Wie waren die Reiternomaden der eurasischen Steppe gekleidet? Hoch zu Ross war pragmatische Kleidung gefragt. Dass sie aber auch ästhetischen Ansprüchen genügte, bezeugen erstmals Textilreste aus einem mongolischen Felsgrab des 7. bis 11. Jahrhunderts: In aufwändiger Kleinarbeit konnten nun aus den Stofffragmenten zwei kostbare Gewänder rekonstruiert werden.

Der 1000 Jahre alte Wollmantel ... | ... gewährt den Forschern neue Einblicke in die hohe Schneiderkunst der Reiternomaden. In dem trocken-kalten Klima der eurasischen Steppe hat sich die Textilie ungewöhnlich gut erhalten.

Unter der Leitung von Konservierungswissenschaftlerin Annemarie Stauffer haben Studenten der Kölner Fachhochschule die einzelnen Textilfasern wieder zusammengesetzt. Das Ergebnis sind ein prächtiger Kaftan aus chinesischem Damast sowie ein Mantel aus Wollfilz. "Der Kaftan besteht vollständig aus Seide – das lässt Rückschlüsse auf die hohe Position und den Reichtum seines Besitzers zu", berichtet Stauffer. Ebenfalls war bislang unbekannt, "dass man einen Zugang zu Handelsgütern und Zugang zu China hatte".

Außerdem bezeugen die raffinierten Schnitte, die feine Verarbeitung und die Funktionalität die hohe Schneiderkunst der Steppenkrieger. Im Fall der Seidenrobe betont Stauffer, dass erst jetzt darüber Gewissheit herrsche, "wie das Gewand konkret geschneidert und getragen wurde". So waren die weiten Ärmel des Kaftans an den Seiten mit Schlitzen versehen, damit sein Träger gegebenenfalls mit den Armen herausschlüpfen konnte. Überdies ließen sie sich die Ärmel, um beim Reiten oder anderen Tätigkeiten nicht zu stören, auf dem Rücken festknüpfen.

Stolz präsentieren die Forscher ... | ... den seidenen Kaftan aus dem 11. Jahrhundert. Damit liegen erstmals Originalstücke der reiternomadischen Tracht vor, die bislang nur von Abbildungen bekannt war.

Der Wollmantel hingegen lag am Oberkörper eng an, war aber zu den Beinen hin ausgestellt – was offenbar das Aufsteigen und Sitzen zu Pferd erleichtern sollte. Zudem verliefen die Nähte nicht entlang der Sitzfläche des Reiters. Auf diese Weise war ein bequemes Reiten garantiert. Zusätzlich besaß der Mantel eine Kapuze und war mit gefärbtem Filz und kunstvollen Verschlüssen dekoriert worden.

Erst vor wenigen Jahren barg der deutsche Archäologe Hermann Parzinger die 2300 Jahre alte Mumie eines ähnlich gekleideten Skythenkriegers aus dem Eis des Altai-Gebirges – ausgestattet mit einer bunten Kappe aus Filzstoff, kniehohen, wärmenden Stiefeln und einen Pelzmantel aus Murmeltierfell.

Die Kleidungsstücke aus der Mongolei können ab dem 26. Januar 2012 in einer Sonderausstellung des LVR–LandesMuseum in Bonn besichtigt werden.

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