Alte Idee, neuer Versuch: Eisberge sollen Kapstadt vor Dürre retten
Mit einer alten Idee wollen Fachleute eine Großstadt vor dem Verdursten retten: Eisberge aus der Antarktis sollen Kapstadt mit Wasser versorgen, bevor die Reservoirs endgültig leer sind. Seit drei Jahren herrscht in der Region Dürre, und nur drastische Sparmaßnahmen haben verhindert, dass schon 2018 die Wasserversorgung zusammenbricht. Nun soll die Antarktis einspringen, falls die Winterregen wieder ausbleiben: Schiffe sollen im Südozean Eisberge einfangen und an die Südspitze Afrikas schleppen. Initiator der Idee ist ein Bergungstechniker Nick Sloane, der 2013 in Italien die havarierte »Costa Concordia« hob. Sein Team sucht derzeit Geldgeber für so ein Projekt.
»Wenn sich die Wasserkrise nicht lösen lässt, wollen wir zeigen, dass wir eine Idee haben, auf die noch niemand gekommen ist«, sagt Sloane dem Nachrichtendienst Reuters. Tatsächlich hatte gerade 2017 ein Unternehmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten diesen Plan für die dortige Wasserversorgung diskutiert. Die Idee, Eisberge aus den Polarregionen in Regionen mit Wassermangel zu schleppen, geht auf den französischen Ingenieur Georges Mougin zurück; Ende der 1970er Jahre fand sogar eine Konferenz über solche Pläne in den USA statt. Bisherige Versuche scheiterten an den technischen Herausforderungen und den erheblichen Kosten.
Immerhin ist die aktuelle Initiative nicht ganz so abwegig wie die bisherigen derartigen Pläne. Zum einen ist Südafrika recht nah an der Quelle der Eisberge, und der Südozean ist dank mehrerer Jahrzehnte Antarktisforschung und verbesserter Technik weit besser zugänglich als früher. Beim Transport könnte man den antarktischen Zirkumpolarstrom die Hauptarbeit machen lassen und den treibenden Eisberg einfach nach Norden ablenken, bis er vom Benguelastrom eingefangen und direkt vor Kapstadt abgeliefert wird.
Sogar die Technik, Eisberge einzufangen, existiert bereits: Spezialschiffe schützen so Bohrplattformen im Nordatlantik vor Treibeis. Bleibt nur die Frage, ob der Trick auch im Süden und unter ungleich härteren Bedingungen funktioniert; der Südozean ist berüchtigt für seine Stürme. Selbst wenn es klappt, profitieren womöglich nur jene, die sich das weit gereiste Wasser leisten können – und das Bergungsteam samt Geldgebern natürlich.
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